Daryl Hall spricht Klartext: „Yacht Rock“ als Genre – ein Witz!
„Zunächst einmal war Yacht Rock ein verdammter Witz von zwei Idioten in Kalifornien, und plötzlich wurde daraus ein Genre“, sagt Daryl Hall. Und merkte an, dass er nicht glaube, dass irgendetwas, was er mache, dieser Definition entspreche.
Daryl Hall weiß nicht, wie er in die Yacht-Rock-Debatte geraten ist. Aber er will raus. In einem aktuellen Interview in Broken Record, dem Podcast von Rick Rubin mit Justin Richmond als Moderator, kritisierte Hall das gesamte Konzept des Genres. Und distanzierte sich von jeglicher Verbindung dazu.
„Ich verstehe das nicht“ – Kritik im Podcast „Broken Record
„Das ist etwas, was ich nicht verstehe“, sagte Daryl Hall. „Zunächst einmal war Yacht-Rock ein verdammter Witz von zwei Idioten in Kalifornien. Und plötzlich wurde daraus ein Genre. Ich verstehe das nicht einmal. Ich habe es nie verstanden. Es ist einfach R&B. Vielleicht mit ein bisschen Jazz. Es ist sanfter R&B, smooth R&B. Ich verstehe nicht, was das mit Yachten zu tun hat.“
„Soft Rock, Yacht Rock, all dieser Unsinn“
Hall glaubt, dass er mit Yacht Rock in Verbindung gebracht wird, weil eine übergeordnete Instanz ihn in eine Schublade stecken will. „Die Leute haben uns falsch eingeschätzt. Weil sie uns nicht zuordnen konnten“, sagte er. „Sie haben sich immer diesen Mist ausgedacht. Soft Rock und Yacht Rock und all diesen anderen Unsinn. Und nichts davon, wirklich nichts davon, beschreibt auch nur ansatzweise, was ich mache.“
Hall & Oates und Yacht Rock: John Oates sieht das anders
Das mag vielleicht nicht beschreiben, was Hall alleine macht. Aber vor seinem Zerwürfnis mit John Oates passte Hall & Oats ziemlich gut zum Yacht-Rock-Konzept. „Ich glaube, Yacht Rock war der Beginn der ganzen Hall & Oates-Wiederauferstehung“, sagte Oates 2007 gegenüber Seattle Weekly über die 2005 veröffentlichte Online-Mockumentary-Serie Yacht Rock. „Sie waren die ersten, die uns parodierten. Und uns wieder ins Rampenlicht rückten. Und dank Yacht Rock ist viel passiert.“
Yacht Rock als Dokumentarfilm: Zwischen Nostalgie und Kunst
Letztes Jahr veröffentlichte Regisseur Garret Price „Yacht Rock: A Dockumentary“, der sich mit diesem Pseudogenre aus einer ernsteren Perspektive befasste. In einem Interview mit Rolling Stone räumte der Regisseur ein, dass einige mit Yacht Rock in Verbindung stehende Künstler, wie Donald Fagen von Steely Dan, diesem Genre gegenüber eher ablehnend eingestellt sind. Er selbst sieht jedoch nach wie vor einen großen Wert darin.
Künstlerische Qualität trotz Skepsis
„Aber man verliebt sich in diese Musik. Und ich glaube, das liegt an ihrer Qualität“, so Price. „Sie ist komplex und experimentell. Und die Texte und die Kunstfertigkeit sind so gut, dass sie im Gedächtnis bleiben. Wir haben sie unser ganzes Leben lang gehört. Ob beim Einkaufen, beim Arzt, in der Apotheke oder im Auto der Eltern. Sie war immer da. Und ich glaube, wir haben sie ein bisschen als selbstverständlich angesehen. Was es auch leicht macht, sich darüber lustig zu machen. Viele Leute haben diese Musik aufgegeben. Aber sie sind zurückgekommen und haben erkannt: ‚Ich mag das und es ist okay, diese Musik zu mögen.’“