Kae Tempest

„Self Titled“

Island/Universal (VÖ: 4.7.)

Intimes, Pop-affines Zwiegespräch mit der eigenen Geschichte.

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Das Video zur zweiten Single des neuen Kae-Tempest-Albums spielt in einem Friseursalon. Auf dem Fernseher an der Decke sieht man eine junge britische Poetin und Rapperin, die man unter dem Namen Kate Tempest kannte, auf der Bühne eines kleinen Kellerclubs performen. „If you saw the younger you, what would you say to them?“, fragt sie in ihrem drängenden und dringlichen Ton. „I would say, ‚Thanks‘, I would say ‚Peace‘, I’d tell, ‚Soon, child, you’re going to find release.‘“ Derweil hat Kae Tempest im Frisierstuhl Platz genommen, dreht uns den Rücken zu, der Rasierer summt, der Undercut nimmt Form an. Tempest dreht sich zu uns, fährt sich über Kopf und Dreitagebart und antwortet mit tiefer Stimme: „Long time coming to right now.“

Tempest vergisst weder den beschwerlichen Weg bis hierhin noch den Schulterblick auf die zerbrochene Welt

„Know Yourself“ ist der Titel dieser Zwiesprache zwischen früherem und heutigem Ich. „Self Titled“ heißt das Album – sich selbst benennen, wie es die non-binäre Person Tempest tat, als sie sich den Vornamen Kae gab. „Self Titled“ ist ein Rückblick, eine Anteilnahme, eine Akzeptanz der alten Unsicherheiten, eine Liebeserklärung ans Ich und seine Geschichte. Verbindung und Verletzlichkeit, Identität und Wandel waren schon immer zentrale Themen auf Tempest-Alben, doch die Perspektive und die Distanz haben sich verändert, lange erzählte Tempest von anderen in der dritten Person, auf „The Line Is A Curve“ wandte sie sich 2022 an ein Gegenüber, nun fallen „du“ und „ich“ zusammen.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Das klingt – auch durch die Popaffine, luftige Produktion von Fraser T. Smith (Adele, Stormzy) und die hellen Spotlights auf Gäste wie Neil Tennant und Young Fathers – oft wie ein Triumph, aber Tempest vergisst weder den beschwerlichen Weg bis hierhin noch den Schulterblick auf die zerbrochene Welt.

Amazon Music Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Amazon Music
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Anzeige: Jetzt kostenlos Amazon Music Unlimited testen.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 7/2025.