Judy Dyble

„Darkness To Light: The Recordings 2004–2006“

Esoteric/Edel (VÖ: 11.7.)

Späte Solowerke der früheren Fairport-Sängerin.

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Als Joe Boyd das Fairport-Convention-Debüt mit der 19 Jahre jungen Judy Dyble als Sängerin produzierte, war das kein Mix „elektrifizierter“ Folk-Klassiker, sondern nebenbei auch eine wunderbare Hommage an Vorbilder: die da noch nahezu unbekannten Emitt Rhodes und Joni Mitchell sowie den um einiges prominenteren Bob Dylan. Weil bei den Sessions zu „Unhalfbricking“ Sandy Denny den Job übernahm, gründete Dyble mit dem irischen Pianisten Jackie McAuley das Folk-Ensemble Trader Horne.

Kein Mix „elektrifizierter“ Folk-Klassiker, sondern nebenbei auch eine wunderbare Hommage an Vorbilder

Der Titelsong „Morning Way“ und ihr mit Martin Quittenton komponiertes „Velvet To Atone“ waren zwei der traditionell gestimmten Folksongs auf der exzellenten LP des Duos. Mit dem 2004 veröffentlichten Solodebüt, „Enchanted Garden“, versuchte sie alte und neue Fans auf ihre immer noch beachtliche Sangeskunst aufmerksam zu machen. Dieser Songzyklus erinnerte an ihre Zeiten mit King Crimson.

Robert Fripp und Hawkwind-Geiger Simon House diktierten weithin den musikalischen Gang der Dinge beim nächsten Album „Spindle“. Wieso man dafür eine mit computergeneriertem Schlagzeug und Synthesizer ziemlich überfrachtete Coverversion von „See Emily Play“ produzierte, ist immer noch rätselhaft. Eine originelle Hommage an frühe Pink Floyd war das nicht. Bei der dritten, 2006 veröffentlichten LP, „The Whorl“, hatten das New-Age-Material und der Kelten-Poprock, mit dem sie in Enya-Land wilderte, nichts mehr mit dem Folk-Liedgut zu tun, das sie einst sang. Selbst aus erstklassigen Vorlagen wie der King-Crimson-Ballade „I Talk To The Wind“ wurde durch rührselige Arrangements New-Age-Kitsch. Cherry Red hat die drei Platten nun in sehr nobler Edition als CD-Set vorgelegt.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 7/2025.