Sean Combs: Deadline für Prozess-Ende steht
Die Staatsanwaltschaft plant, ihren Fall am Dienstag abzuschließen. Wie wird es für Sean Combs enden?
Nach sieben Wochen Zeugenaussagen und mehr als 30 Zeugen sollen sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung im Fall Sean „Diddy“ Combs diese Woche ihre Verfahren abschließen. Der Fall könnte bereits am Freitag an die Jury übergeben werden.
Die Staatsanwaltschaft teilte dem Gericht am Montag mit, dass sie beabsichtige, ihren Fall am Dienstag zu beenden, nachdem der Ermittler des Heimatschutzministeriums, Joseph Cerciello, seine Aussage abgeschlossen hat. Diese begann bereits am Freitag. Combs‘ Hauptverteidiger, Marc Agnifilo, erklärte vergangene Woche, dass der Vortrag der Verteidigung zwischen zwei und fünf Tage dauern könne. Später korrigierte er diese Angabe. Und sagte, man könne ebenfalls bereits am Dienstag abschließen. Die Verteidigung plane, Beweisstücke vorzulegen, jedoch keine eigenen Zeugen aufzurufen.
Mit dem Verzicht auf eigene Zeugen stützt sich Combs’ Verteidigung auf ihre umfangreichen Kreuzverhöre der Zeugen der Anklage. Combs’ Anwälte argumentierten wiederholt, dass er seine Anklägerinnen nie gezwungen habe und die Frauen freiwillig an sogenannten „Freak-Offs“ teilgenommen hätten.
Verteidigung setzt auf Kreuzverhöre statt eigener Zeugen
Die Schlussplädoyers – beide Seiten rechnen mit jeweils etwa vier Stunden – sollen am Donnerstag beginnen. Die Jury wird voraussichtlich am Freitag mit den Beratungen starten. Ein Urteil wird noch vor dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli erwartet.
Combs hat sich in fünf Anklagepunkten nicht schuldig bekannt. Verschwörung zur Bildung einer kriminellen Vereinigung. Zweimal Menschenhandel zu sexuellen Zwecken unter Zwang. Betrug oder Nötigung. Sowie zweimal Transport von Personen zur Prostitution. Ihm wird vorgeworfen, sein milliardenschweres Imperium als kriminelles Netzwerk genutzt zu haben.
Beweise aus Fotos, Nachrichten, Hotelrechnungen und Flugdaten
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Combs, seine Ex-Freundin Casandra „Cassie“ Ventura sowie eine „Jane“ sexuell ausgebeutet zu haben. Darunter auch durch zweimaligen Transport zur Prostitution. Sie präsentierte umfangreiche Unterlagen. Die sollen zeigen, wie Combs angeblich seine Unternehmen nutzte, um Flüge für Ventura, Jane und männliche Escorts zu bezahlen, damit diese an mehrtägigen sexuellen Begegnungen teilnehmen konnten.
Anhand verschiedener Dokumente – darunter Fotos, Textnachrichten, Kontoauszüge, Hotelunterlagen und Reisepläne – identifizierte die Anklage mehr als ein Dutzend Fälle, in denen Combs zwischen 2009 und 2024 Flüge für männliche Escorts quer durch die USA bezahlte.
Neue SMS belegen angeblichen Zwang gegenüber Ventura
Am vergangenen Freitag legte die Anklage neue Textnachrichten zwischen Combs und Ventura vor. Diese sind Teil einer Zusammenstellung der zahlreichen „Freak-Offs“, die laut Staatsanwaltschaft zeigen sollen, dass Ventura Opfer von Menschenhandel durch physische Gewalt und Zwang wurde.
In einer vulgären Nachricht schrieb Combs an Ventura: „Du glaubst wirklich, ich soll mir zehn Stunden lang einen runterholen, ohne zu kommen… Du bist irre. Erst fragst du nach dem Zeug, dann tust du so, als wolltest du nichts davon. Entscheide dich. Ich versuche nur rauszufinden, wie ich das Sperma aus meinem Schwanz bekomme.“
Ex-Mitarbeiter Brendan Paul weist „Drogenschmuggler“-Vorwurf zurück
Letzte Woche sagte auch Combs’ ehemaliger Mitarbeiter Brendan Paul aus, der in mehreren Zivilklagen als mutmaßlicher Drogen-„Muli“ bezeichnet wurde. Der 26-Jährige wurde im März 2024 bei einer Razzia in Combs’ Häusern wegen Kokainbesitzes festgenommen. Auf die Frage von Combs’ Anwalt Brian Steel, ob er sich mit dem Begriff „Muli“ identifiziere, lachte Paul: „Absolut nicht“, antwortete er.