„Sprecher“ der KI-„Band“ Velvet Sundown gibt zu, ein Schwindler zu sein

Die Spotify-Seite von Velvet Sundown bestreitet ebenfalls jegliche Verbindung mit dem „Sprecher“ Andrew Frelon

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Der unter Pseudonym auftretende Andrew Frelon, der am Mittwoch gegenüber dem ROLLING STONE als Sprecher der viralen KI-Band The Velvet Sundown auftrat und einen Twitter-Account betreibt, der angeblich die Band repräsentiert, sagt nun in einem Beitrag auf Medium, dass es sich bei der Aktion um einen aufwendigen Schwindel handelte. Einer, der sich gegen die Medien richtete. Auch die offizielle Spotify-Seite der Band veröffentlichte einen Hinweis, in dem betont wird, dass Frelon – der bestätigt hatte, dass die Band ihre Musik mit dem KI-Tool Suno erstellt – nicht mit der Band in Verbindung steht. Velvet Sundown zählt derzeit über 700.000 Hörer auf Spotify.

Frelons Enthüllung: Fake-Account und „sozialtechnische Tricks“

Ein mit der Spotify-Seite verlinkter X-Account von Velvet Sundown schrieb dem ROLLING STONE am frühen Donnerstagmorgen eine Nachricht mit der Bitte um Richtigstellung. Er bekräftigte die Distanzierung von Frelon. „Wir verstehen die Faszination, die unser Projekt auslöst. Und wir sind nicht hier, um das Mysterium zu zerstören“, hieß es in einer Direktnachricht am Donnerstagmorgen. „Aber wir sind hier, um die Fakten richtigzustellen. The Velvet Sundown ist ein multidisziplinäres Kunstprojekt, das Musik, analoge Ästhetik und spekulatives Storytelling verbindet. Auch wenn wir Ambiguität als Teil unseres narrativen Konzepts begrüßen, bitten wir darum, dass Berichterstattung über uns auf überprüfbaren Quellen basiert. Nicht auf erfundenen Behauptungen oder synthetischen Medien.“ (Die „Band“ hat auf eine weitere Bitte um Stellungnahme bislang nicht reagiert.)

In einem ausführlichen Beitrag auf Medium behauptet Frelon, er habe sich die geringe Social-Media-Präsenz von Velvet Sundown zunutze gemacht. Und einen bereits im März gestarteten Account in das angeblich „offizielle Profil“ der Band verwandelt. Von dort aus, so schreibt er, habe er eine lange Liste „sozialtechnischer“ Tricks angewendet. Darunter Interaktionen mit Medien. Alles, um den Anschein zu erwecken, es handle sich um das tatsächliche Profil der Band. Ziel sei es gewesen, Journalisten zu testen. „Aus früheren Projekten wusste ich einiges über die Dynamiken der journalistischen Berichterstattung“, schreibt er. „Ich dachte, es wäre witzig, Journalisten allgemein zu kritisieren. Weil sie ‚uns‘ nicht für eine Stellungnahme kontaktiert haben.“ Am Mittwoch sagte Frelon dem ROLLING STONE zudem, er habe großes Interesse an „Kunst-Schwindeln“. (Die Telefonnummer, von der Frelon anrief und die die Vorwahl 514 hat, ist inzwischen „nicht mehr in Betrieb“.)

KI-Band wird trotz offensichtlicher Herkunft gefeiert

Trotz der offensichtlichen KI-Herkunft von Fotos und Musik wurde Velvet Sundown in zahlreiche Spotify-Playlists aufgenommen. Und erreichte eine beachtliche Hörerschaft, was zu weitreichender Berichterstattung führte. Glenn McDonald, ehemaliger „Datenalchemist“ bei Spotify, sagte dem ROLLING STONE, dass ihre Sichtbarkeit auf dem Streamingdienst sinnbildlich für einen Wandel stehe. „Weg von nachvollziehbaren Algorithmen mit starkem Bezug zu echtem menschlichen Hörverhalten und Communities“ und hin zu KI-gesteuerten Systemen. Solche, die „Songs für Empfehlungen anhand ihrer Audio-Merkmale auswählen“ können.