Terry Riley
„The Columbia Recordings“ – Endlos
Sony (VÖ. 22.8.)
Vier bahnbrechende Alben des Pioniers der Minimal Music.
Sein Einfluss auf die populäre Musik ist enorm. So enorm, dass Terry Riley praktisch zum Guru der Minimal Music geworden ist. Pete Townshend etwa schaute sich bei ihm die zirpenden Synthesizer für „Who’s Next“ ab und widmete ihm die rebellische Jugendhymne „Baba O’Riley“. Lou Reed borgte sich das schleifenartige Klavier für „All Tomorrow’s Parties“ von The Velvet Underground. Ganz zu schweigen von der Monotonie in Rileys Musik, die Brian Eno gen Ambient weiterdachte.
Dieser Guru braucht keine Ruhe
Jetzt erscheint eine Werkschau des US-Komponisten, die vier seiner wichtigsten Arbeiten umfasst. Die vielleicht monumentalste von ihnen heißt „In C“ (★★★★ ), ein jubilierendes wie meditatives Stück von 1964, das allen Konventionen trotzte. 40 Minuten hämmerte darin ein Piano den Ton C, dazu spielte sich ein buntes Ensemble aus Bratschen, Posaunen und Schlagwerk in Trance. Als „In C“ vier Jahre später erschien, stürzten sich Gelehrte und Hippies gleichermaßen darauf. Die einen sahen darin fein austarierte Hochkultur, die anderen schamanistische Psychedelik.
Riley hatte unterdessen mit Synthesizern und Tape-Loops experimentiert, was sich 1969 in „A Rainbow In Curved Air“ (★★★★ ) manifestierte. In zwei langen Songs trat er in klanglichen Dialog mit sich selbst: Mal schichtete er diverse Keyboards übereinander, mal schickte er sein Saxofon in sphärische Endlosigkeit. Musik, wie geschaffen für die trippigen 60er- und 70er-Jahre. Ergänzt wird das Set um „Church Of Anthrax“ (★★★★ ), auf dem Riley mit Freigeist John Cale arbeitete und Avantgarde mit Rock verband, sowie „Shri Camel“ (★★★ ), eine etwas ziellose Synthie-Impro. Heute, mit 90, tritt Terry Riley immer noch live auf, ein unermüdlicher Spiritus Rector der Minimal Music. Dieser Guru braucht keine Ruhe.
Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 8/2025.