Cass McCombs

„Interior Live Oak“

Domino (VÖ: 15.8.)

Die bisher besten Songs des Singer-Songwriters.

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Cass McCombs ist ein zurückhaltender Typ. Er wird nicht besonders laut, er veranstaltet auf der Gitarre keine Kunststücke, er schreibt keine Texte, die um Aufmerksamkeit buhlen. „Beachtet mich gar nicht weiter“, scheint seine Musik auszudrücken. Auf seinem Grabstein soll, wie er uns im neuen Song „Home At Last“ mitteilt, stehen: „Hier liegt niemand.“ Aber McCombs ist nicht niemand, er ist jemand, in dessen Unaufgeregtheit eine ruhige Traurigkeit lebt, eine sanfte Melancholie, die seine schönen Lieder so berührend macht. Auf dieser Temperatur macht er seit gut zwanzig Jahren Musik. Er ist dabei ein Musician’s Musician, der von Kollegen geschätzt wird und von einer kleinen Fanbase geliebt, der aber nie größere Prominenz erlangt hat.

Diese Lieder haben eine Mühelosigkeit, man merkt ihnen das Handwerk nicht an, das in ihnen steckt

Mit Understatement dringt man durch den Lärm nicht durch. „Interior Live Oak“ zieht zumindest formal etwas Aufmerksamkeit auf sich: Es ist ein Doppelalbum, läuft deutlich über eine Stunde, kommt also als künstlerisch selbstbewusstes Statement daher. Zu Recht: McCombs nimmt sich den Raum, den er braucht, und den seine Lieder verdienen, stimmungsvolle Folk-Rock-Stücke (mehr Folk als Rock), die eine wunderbare Wärme besitzen, einen schwelgerischen Vibe, in dem man gern verweilt.

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Diese Lieder haben eine Mühelosigkeit, man merkt ihnen das Handwerk nicht an, das in ihnen steckt. „Peace“ drängt mit Westcoast-Groove sanft nach vorn, „Missionary Bell“ betört als wunderschöne Folkballade, „Who Removed The Cellar Door?“ rumpelt Alt-Country-haft dahin und wird mit jeder Strophe kryptischer und surrealer. Es kann wirklich sein, dass diese Stücke die besten seiner Karriere sind. Sosehr McCombs die Anonymität zu schätzen scheint – wer Songs wie diese schreibt, kann nicht ewig unentdeckt bleiben.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.