Amanda Shires

„Nobody’s Girl“ – Detailliert

ATO (VÖ: 26.9.)

Sanft, aber bestimmt: Amanda Shires’ Americana-Pop-Rache.

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Es war eigentlich schon klar, dass Jason Isbell nicht so leicht damit durchkommt. Als vor einem halben Jahr sein Album „Foxes In The Snow“ erschien, musste man all die akustischen Klagelieder als Kommentar zu seiner Scheidung von Kollegin Amanda Shires lesen. Die zwei waren ein Nashville-Traumpaar gewesen: beide talentierte Singer-Songwriter, die sich von Country immer mehr Richtung Rock/Pop bewegt haben. Isbells Liebeslieder galten dann schon der neuen Freundin, so was ist natürlich fies.

Jedes Ende ist eben auch ein Anfang

Amanda Shires stellt gleich im Auftakt „A Way It Goes“ klar, dass sie jetzt auspacken könnte über das Jahr, in dem sie litt und dachte, sie würde sterben, aber: „I’d rather you see me thriving.“ Das Album geht gemächlich los. Mit Lawrence Rothman hat sie die Songs behutsam, aber durchaus opulent instrumentiert und arrangiert – manchmal vielleicht sogar etwas zu elegant. Es sollen halt all ihre Fähigkeiten schön zur Geltung kommen. Sie ist ja nicht nur Sängerin, sondern auch Geigerin – und neuerdings mag sie die Ukulele.

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Shires’ voriges, siebtes Album hieß „Take It Like A Man“, und das war auch 2022 schon ein kleiner Witz, denn sie weiß genau, dass Frauen viel mehr aushalten können als Männer. Sie neigt nicht zur Wehleidigkeit. Im elegischen „The Details“ wird es allerdings arg bitter. Dass Isbell so offen autobiografisch schreibt, kann sie ihm anscheinend nicht verzeihen: „He erases the details and I’m history/ No matter how clear I keep the memories/ He rewrites them so he can sleep.“ Beim gerockten „Piece Of Mind“ kommt ewas Schwung rein, doch das Kratzige passt nicht so gut zu Shires, sie ist keine Lucinda Williams. Ihre Stärke liegt im Sanften – und Realistischen. Wenn sie am Ende in „Not Feeling Anything“ die Vergeblichkeit all ihrer Bemühungen feststellt, hat das etwas Befreiendes: Jedes Ende ist eben auch ein Anfang.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 10/2025.