Die 25 besten Songs des Jahres 2025

Große Gefühle und kleine Beobachtungen, Göttliches und Sündhaftes - die besten Lieder 2025.

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Empfehlungen der Redaktion

25. Tristan Brusch „Geboren um zu sterben“

Zwischen Glam, Moritat und Pop hat Tristan Brusch sich bei diesem Song über Vergänglichkeit und Sehnsucht eingerichtet. „Und es gibt auf dieser Erde genau zwei Dinge zu lernen: lieben und geliebt zu werden.“ Große Gefühle, großes Theater.

24. Ezra Furman „Sudden Storm“

Furman kanalisiert eine innere Unruhe, die sich wie plötzlich aufziehender Wind anfühlt und klingt dabei, als sei sie in einen Kessel mit psychedelischen Drogen gefallen. Hätte auch gut auf „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ gepasst – gleich hinter „Fixing a Hole“.

23. FKA Twigs „Drums of Death“

Der avancierteste Track auf „Eurosexia“, aber auch der, der das Prinzip des Albums am überzeugendsten ausführt: Alles zerlegen und dekonstruieren und dann zu einem neuen frankensteinschen Songmonster zusammenbauen.

22. Wednesday „Elderberry Wine“

Karly Hartzmans Stimme klingt, als würde sie jede Zeile zögerlich zwischen den Fingern drehen, bevor sie sie freigibt. Die countryeske Melancholie entfaltet sich tastend, während sie von den Erinnerungen erzählt, die ihr Gift und ihre Bitterkeit verloren haben – wie die Holunderbeere, wenn sie zu Wein verarbeitet wird. „Sweet song is a long con.“

21. Lorde „Hammer“

„Some days I’m a woman, some days I’m a man“ – in seinem musikalischen Minimalismus und seiner lyrischen Exaltiertheit nimmt der fabelhafte Eröffnungssong von Lordes neuem Album „Virgin“ eigentlich schon alles vorweg. Besser wird’s danach nicht mehr.

20. Pulp „Spike Island“

Natürlich zeigt sich in der Themenwahl der Pulp-Comeback-Single die (Selbst-)Ironie, die alles wie ein Zitat erscheinen und große Emotionen gar nicht erst aufkommen lässt. Aber warum sollte man sich über ein Comeback freuen, wenn die Band einem zu verstehen gibt, dass sie jede Form der Nostalgie für einen Irrtum der Geschichte hält? Ganz Dialektiker gibt Jarvis Cocker in „Spike Island“ auch darauf eine Antwort: „No-one will ever understand it“, singt er über die Legende von Spike Island, „And no-one will ever have the last word / Because it’s not something you could ever say.“

19. Obongjayar „Sweet Danger“

In diesem Song findet die ganze Klangwelt zusammen, die Obongjayar auf seinem schillernden Album „Paradise Now“ baut – der Soul, die Afrobeats und der elektronische Minimalismus –, durch die er mit seiner enorm wandlungsfähigen Stimme wandert.

18. Blood Orange „The Field“

Nach dem Tod seiner Mutter schrieb Devonté Hynes diese Meditation über das Loslassen, die er als vertrackten Soul-Track um die Stimmen von Tariq Al-Sabir, Caroline Polachek und Daniel Caesar und die spanische Gitarre aus Durutti Columns „Sing to Me“ inszeniert.

17. Alex G „Afterlife“

Kein Zufall, dass die Mandoline hier unverschämt nach „Losing My Religion“ klingt. Alex G befindet sich in seiner Karriere an einem ähnlichen Punkt wie R.E.M. Anfang der Neunziger: ein heißgeliebter, kultisch verehrter Indie-Act, der bei einer großen Plattenfirma anheuert.

16. Bad Bunny „NUEVAYoL“

„NUEVAYoL” schlägt den Bogen vom Salsa-Klassiker „Un Verano en Nueva York“ zu Dembow-Rhythmen und Reggaeton-Vibes und feiert die puertoricanische Identität in der Diaspora, besonders das Leben der Nuyorican Community in New York. Ein fabelhafter Track und toller Prolog für das Album „Debí Tirar Más Fotos“.

15. Geese „Au Pays du Cocaine“

Cameron Winter klingt natürlich manchmal wie Kermit der Frosch, der versucht, Jim Morrison zu sein (oder andersrum), aber das leicht Schiefe seiner Intonation passt zum Songtitel, der eine schlechte Übersetzung von „Het Luilekkerland“ (dt. „Das Schlaraffenland“) ist, dem Titel eines Gemäldes von Pieter Brueghel dem Älteren. Und Geese spielen dazu tatsächlich einen paradiesischen kleinen Popsong mit engelsgleichen Gitarren.

14. Robert Forster „Breakfast On The Train“

Eine Kurzgeschichte in acht Minuten mit der besten Platzierung des Wortes „Fuck“ aller Zeiten und der wahrhaftigen Zeile: „No two stories are the same but love can be a winning game.“ Robert Forster hat mit seiner schwedischen Band um Peter Morén noch einmal neu erfunden – als Go-Between zwischen Bill Callahan und Raymond Carver. Aber natürlich sind alle Qualitäten des großen australischen Songwriters hier am Platz: die Eleganz, die Lakonie, der Humor. Und wir lernen: „Over the volume of love we have no claim.“

13. Miley Cyrus „Easy Lover“

Wenn Fleetwood Mac ein Disco-Album gemacht hätten, hätte es vielleicht geklungen wie dieser Track, den Cyrus bereits vor fünf Jahren für ihr Album „Plastic Hearts“ mit Michael Pollack, Ryan Tedder und Omer Fedi schrieb und später sogar Beyoncé anbot, die ihn unverständlicherweise verschmähte.

12. Jeff Tweedy „Feel Free“

Sein Dreifach-Album „Twilight Override“ sei seine Reaktion auf die finsteren Zeiten, in denen wir leben, so Jeff Tweedy. „Denn ich kann nicht singen und gleichzeitig Angst haben.“ Die letzte Freiheit liegt in der Kunst, aber vielleicht können wir von diesem Ort auch andere Freiheiten zurückerobern. „Feel free, carry your torch in the street“, singt er. „Say you’re full when we know you’re empty / Feel free / Feel free to fall in love with the people you know / And fall harder for the people you don’t / Feel free.“

11. Perfume Genius „It’s a Mirror“

Das Eröffnungsstück des Perfume-Genius-Albums „Glory“ klingt wie der beste R.E.M.-Song seit mindestens „The Great Beyond“. „What do I get out of being established? / I still run and hide when a man’s at the door”, klagt Mike Hadreas und scheint gefangen im Zwielicht zwischen Innen- und Außenwelt.

10. Julien Baker & Torres „Sugar in the Tank“

Die fabelhafte erste Single des gemeinsamen Albums von Julien Baker und Torres, „Send a Prayer My Way“, schmuggelt Queerness ins konservative Country-Genre. Der Beweis, dass man mit Zucker im Tank doch ziemlich weit kommen kann.

9. Taylor Swift „Elizabeth Taylor“

Das Porträt des ultimativen Showgirls auf „The Life of a Showgirl“ und zugleich ein Spiegel, in dem Swift sich selbst sieht – und alles gesetzt zu feinsten Max-Martin/Shellback-Pop. „Be my NY when Hollywood hates me / You’re only as hot as your last hit, baby.“

8. PinkPantheress „Illegal“

„My name is Pink and I’m really glad to meet you“, beginnt PinkPantheress diesen fabelhaften Track, und dann stellt sich heraus, dass sie mit ihrem Weed-Dealer spricht: „You’re recommended to me by some people“. Dann entfaltet sich dieses süchtig machende Hybrid aus Bedroom-Pop, UK Garage und Tagebucheintrag zu einem Sample aus Underworlds „Dark and Long“.

7. Van Morrison „Remembering Now“

In seinem 80. Lebensjahr hat Van Morrison einen Song aufgenommen, der seine ganze Kunst auf den Punkt zu bringen scheint: Die Verbindung von Gestern und Heute im Moment der Erinnerung, diese transzendente Gegenwart, die William Blake das „eternal now“ nannte, war lange die Sonne des Morrison’schen Werks, um die alles andere kreiste, die den Mystiker antrieb, immer wieder den Schleier der materiellen Welt zu lüften und uns dahinter eine tiefere Realität zu zeigen. In „Remembering Now“ kehrt er zurück in die Straßen von Belfast, wo alles begann. „It’s like you never left back where you started from / In the eternal now / Close your eyes / Feel the presence / In the landscape / Past and always present / Remembering now.“ Man sollte diesem Lied eine Kathedrale bauen.

6. Little Simz „Free“

„Lotus“ ist die selbstbewusste Unabhängigkeitserklärung einer Künstlerin, die trotz zahlreicher hochkarätiger Gäste wie Sampha, Michael Kiwanuka, Moses Sumney und Obongjayar sehr bei sich ist und über den erdigen Groove ihrer brillanten Band stellenweise geradezu tagebuchartig aus dem eigenen Innenleben berichtet. „Free“ ist ein Höhepunkt dieses neuen Meisterwerks. Was ist Angst, und was ist Liebe – und wie lässt sich das eine mit dem anderen überwinden?, fragt Little Simz und führt uns durch die Tiefen ihrer Seele in den Neo-Soul-Himmel.

5. Rosalía „Divinize“

Genregrenzen haben Rosalía ja noch nie interessiert, aber wie hier Trap-Elemente, Klassik und Flamenco, Weltliches und Sakrales zusammengehen, wie sie korrespondierend in den Lyrics zwischen Selbstermächtigung und spiritueller Transzendenz changiert, ist selbst im Oeuvre dieser Weltenwandlerin ein Highlight.

4. Ryan Davis & The Roadhouse Band „New Threats From The Soul“

Der Song versprüht zu Anfang die Atmosphäre eines New-Age-Ladens in Austin, Texas, aber dann steigt Ryan Davis zum wohligen Klang seiner Roadhouse Band neun Minuten lang in die Tiefen der menschlichen Seele hinab. Der Sänger hat die Liebe seines Lebens, verlassen, weil er dachte, er könne sich irgendwo ein besseres Leben aus „bubblegum and driftwood“ bauen. Aber da haben ihm seine Sehnsüchte eine Grube gegraben: „If you need me you know where to find me/ North of a puddle and west of a hole/ And what was once our home but is now just a house for all these/ New threats from the soul.“ So pointiert, komisch und zugleich tieftraurig hat seit dem großen David Berman niemand mehr getextet.

3. Die Heiterkeit „Wenn etwas Schönes stirbt“

Das fabelhafte neue Album von Stella Sommers Bandprojekt Die Heiterkeit, „Schwarze Magie“, ist vom American Songbook inspiriert, von Frank Sinatra und Elvis Presley. Der schönste Song ist von einem Verhörer inspiriert: Als Sommer sich an „You’ve Lost That Lovin’ Feelin’“ erinnerte, hörte sie den Las-Vegas-Elvis die Zeile „It’s just the sound of something beautiful dying“ singen („Cause, baby, something beautiful’s dying“) und dachte: Aber das macht doch gar kein Geräusch – und erfand dazu einige der schönsten Geräusche des Jahres 2025.

2. John Southworth „You Found Your Flower“

Der Höhepunkt von „The Red Castle“, einer Sammlung von Meditationen über Zeit und Vergänglichkeit, die der kanadische Songwriter John Southworth nach dem Tod seines Vaters, des englischen Sängers Peter Shelley, schrieb. Ein Lied über Schmerz und Erlösung, das in seiner melancholischen Schönheit und der Eleganz des Arrangements von Andrew Downing an den großen David Ackles erinnert.

1. The New Eves „Highway Man“

Ein mitreißender Bass-Groove, eine bratzige Gitarre, ein kratziges Cello – man denkt an The Velvet Underground oder die Raincoats. Aber es sind vier junge Prophetinnen aus dem englischen Brighton, die sich The New Eves nennen und hier die Geschichte von Alfred Noyes’ romantischer Ballade „The Highway Man“ über den Mord an einer schönen Gastwirtstochter erzählen. Allerdings aus der Perspektive des Opfers. Sie drehen den Spieß um: „She pulls the trigger/ Shoots them down one and one/ Always knew to keep a gun/ In a society /Where the authorities/ Are sickened.“