Das Wort hat Erich Mielke

Den Geist der Stasi machte DRIWTV-Vorsitzender Seelenmeyer int ROLLING STONE aus. Und glaubt, das würde ihm einer glauben.

Es kam, wie es kommen mußte: Der Vorsitzende des, „deutschen Rock&Popmusiker-Verband“, erprobt im Viel-Fronten-Krieg gegen die Häscher aus den Medien, drohte auch uns mit dem Kadi. In seinem Hausorgan „Musiker“ bemühte er obendrein Mielke und seine Schergen – und brachte nicht nur in diesem Punkt einiges durcheinander. Denn die Fakten sehen so aus:

In der „Stuttgarter Illustrierten“ (5/90) erklärt O.S.: „Ich sehe in den Verlagen und Plattenfirmen meine Feinde, die…verhindern, daß sich eine richtige deutsche Rockkultur bilden kann. Soll ich die etwa an meinen Bands verdienen lassen?“

O.S. dementierte in einem Leserbrief, doch die Autoren bestehen auf der Richtigkeit des Zitats. In seinen „Musiker“-Editorials fand er öfters ähnliche Formulierungen, so in 2/94: „…sorgen internationale Großkonzerne… für eine angloamerikanische ,Star-RepertoirerAbsatz-PoIitik Die deutschen Tochterfirmen haben- lediglich die Funktion von Erfüllungsgehilfen.“ Oder: Der deutsche Rockmusiker lebe in einer „Apartheidsituarion“, in der er „den Neger spiele“.

B

O-Ton Seelenmeyer in „Musiker“ 2/94: „Der deutsche Rockmusikerverband kann… nur die Aufgabe haben, diesen kulturellen Genozith‘ (sid)… bewußt zu machen.“ Die subsumierende Formulierung „Genozid an der deutschen Rockmusik“ stammt aus dem „Spiegel“ (25/96), gegen die laut „Spiegel“-Justitiar keine Gegendarstellung erwirkt wurde.

O.S. gibt zu, daß ihm „früher einmal“ der Vorwurf gemacht wurde. Wir können und wollen den Wahrheitsgehalt dieser Vorwürfe nicht überprüfen (haben dies auch nie behauptet), zitieren aber den Anwalt Theo Enders, bis ’91 zweiter Vorsitzender des DRMV, der am 23 2.’92 in einem Brief an die DRMV-Mitglieder schrieb: „Ständig kamen bei mir Klagen über unzulässige in-sich-Geschäfte von O.S. an.“

Richtig ist, daß die Satzung in diesem Punkte geändert wurde (vermutlich, weil sich sonst – dem Schritt bayrischer Initiativen folgend – weitere Landesgruppen vom DRMV getrennt hätten); ob sich dadurch de facto etwas an der zentralistischen Struktur geändert hat, wird von vielen bezweifelt Dazu Theo Minio, Ex-DRMWorstandsmitglied, in einem Offenen Brief vom 29.1.’92: „Es erscheint mir nicht sinnvoll, einen Verband zu unterstützen, den ich… nicht nur ,scheinbar demokratisch‘ halte, sondern für einen Einmannbetrieb einschätze.“ In einem Prüfungsentwurf von 1997 kommt die Bezirksregierung Lüneburg zu dem Ergebnis: „Die Landesverbände besitzen keine Rechtsfähigkeit. (…) Die Landesverbände besitzen auch keine eigene Finanzhoheit. (…) Sie sind daher nicht nur nicht-rechtsfähige, sondern auch unselbstständige Teilorganisationen.“

Ute-Elke Schneider („Fachblatt“), Expertin für deutschen Rock-Nachwuchs, 1989 in „ran“: „Das Problem ist, daß der Verband zentralistischauf die Geschäftsstelle in Lüneburg ausgerichtet, das Mitspracherecht der Verbände, Sektionen und Initiativen aber sehr gering ist.“ Hierzu auch die DRMV-Satzung vom 13.6/95: „Der Bundesvorstand faßt seine Beschlüsse im allgemeinen in Bundesvorstandssitzungen… Der Bundesvorstand ist beschlußfähig, wenn mindestens zwei Bundesvorstandsmitglieder, darunter der Bundesvorsitzende…, anwesend sind, auch dann, wenn der Bundesvorstand nicht vollständig besetzt ist. Bei der Beschlußfassung entscheidet die Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Votum des Leiters der Bundesvorstandssitzung.“ Auf deutsch: Der Vorsitzende kann in diesen Fällen seine Entscheidung durchsetzen.

OS. in einem Brief vom 30.3.’89 an Rick Roth (von der „Musikzentrale“ Nürnberg): „Ich muß Dich dazu auffordern, es in Zukunft zu unterlassen, bei Ministerien… vorzusprechen und… den DRMV… direkt oder indirekt zu schädigen.“

In „Szene-Tips“ (3/88) schrieb der Mitarbeiter Mario De Matthia: „Ursprünglich wollte ich die Sache Szene-Tips/DRMV auf sich beruhen lassen. Nachdem ich aber mitbekommen habe, in welcher Form OS. hinter mir herspioniert (Anrufe bei- und Fragen nach meiner Arbeitslosigkeit oder andere persönliche Dinge) fühle ich mich in meinen Angriffen auf den DRMV nur bestätigt.“

Der Redaktion liegt uj. eine 250seitige, von O.S. zusammengestellte Dokumentation über die Ex-Vorstandsmitglieder Enders, Groihs und Siering vor, die auf Antrag von O.S. aus dem DRMV ausgeschlossen wurden.

Im Leserbrief an die „taz“ vom 16. 7. ’86 schrieb OS.: „Ich… halte mich für einen demokratischen Sozialisten…“ Die Aussage „Ex-DKP-Sympathisant“ wird von der Hamburger GAL-Abgeordneten Jutta Biallas eidesstattlich bestätigt.

In einem Brief an den NRW-Landesvorsitzenden Wblfgang Lange vom 23. 9/86 schreibt O.S.:, ,Leider hast Du keine Fördermittel bei den Ministerien beantragt, obwohl ich Dich in vielen Telefonaten und Briefen darum ausdrücklich bat“

Der Brief an CDU-Fraktionschef Worms (der uns wie alle Dokumente vorliep) ist eine denunziatorische Meisterleistung. Ein Auszug: „Wir haben den begründeten Verdacht, daß…. Gorny… der DKP entweder sehr nahesteht oder ihr angehört.“

In der Musiker-Zeitschrift „Rimshot“ (4/89): „Eine nicht unerhebliche Fußangel beim Nachwuchswettbewerb ist die Tatsache, daß nur Bands zugelassen werden, die vorher Mitglied im DRMV werden.“ In den Teünahmebedingungen zum „Bundesrockfestival ’91“ heißt es: „Der Gewinn… beinhaltet- eine… Schallplattenproduktion…, die auf dem Label/ der Edition „Rockwerk“… veröffentlicht, verlegt und im DRMVTonstudio aufgenommen wird. Der DMRV stellt den Produzenten™“ Vermudich um Proteste zu vermeiden, hat OS. von diesen dirigistischen Forderungen inzwischen Abstand genommen.

„Lieber Bernd Gockel“, schreibt O.S. in seinem Hausorgan „Musiker“ (Titel: „Wie Meinungen manipuliert werden“). „Dieser Artikel erinnert mich in seinen Halb- und Unwahrheiten, Falschaussagen und scheinbar bewußt geplanten Unterstellungen an den Geheimauftrag des Stasi-Chefs Mielke an seine westdeutschen Stasi-Journalisten.“ Solltest Du da, lieber Ole Seelenmeyer, die Stasi mit der Gauck-Behörde verwechselt haben? IM Gockel

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