Nicht ohne seine Mutter

Nach 20 Jahren zieht Gary Lucas Zwischenbilanz, muss aber auf Buckley-Material verzichten

Da ist immer noch Verärgerung und Verletzung. Verständlich: Wenn einer nach 20 Jahren Zwischenbilanz zieht, weil es, so Gary Lucas, „einfach an der Zeit war, diese ganzen losen Fäden meiner Karriere zusammenzuknüpfen“, dann sollten schon alle dabei sein, die da wichtig waren und sind. Vom frühen Idol und Mentor Captain Beefheart bis zu dem neuen Bekannten DJ Spooky, von der scheuen Größe Mary Margaret O’Hara bis zum rezitierenden Nick Cave.

Nur einer fehlt auf der 18-Titel-Retrospektive „Improve The Shining Hour“, die Schwindel erregend den musikalischen Kosmos des Gitarristen und Songwriters aus New York ausbreitet: Jeff Buckley. Dabei hatte der seine Karriere sogar in Lucas‘ Band Gods & Monsters begonnen. Noch auf Buckleys Debüt „Grace“ finden sich zwei Co-Writings der beiden und Lucas‘ „magicalguitarness“ (Booklet). „Ich weiß nicht, warum seine Mutter plötzlich die Befürchtung hatte, ein Song auf meinem Album könnte sein, wie sie’s nennt, Vermächtnis verletzen.“ Vor zwei Jahren hatte Lucas von Mary Guibert noch das Okay bekommen, das gemeinsame Cover von Dylans „Farewell Angelina“ zu verwenden, das ohnehin die Promo-CD einer Radiostation in New Jersey ziert. Der Rückzieher kam in letzter Minute. Nebenbei bereitet Lucas derzeit ein „radical Jewish album“ für John Zorn vor, arbeitet an chinesischen Popsongs aus den 30er Jahren und produziert den Future Sound Of London. Endlich soll auch noch in 2000 ein traditionelles Akustik-Album erscheinen, das er bereits ’94 in New Orleans einspielte. „Astro Boy“ heißt die Kostprobe daraus auf „Improve…“ Noch was? Klar: „Ich hab noch viel Material aus der Zeit mit Jeff rumliegen. Guter Stoff. Eines Tages wird die Zeit dafür kommen.“ Hoffentlich.

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