Montags in Erfurt

funktionieren die Gags der Exzentriker DIE TÜREN nicht unbedingt. Deshalb gehen sie ihren Pop jetzt solider an.

Es ist beruhigend zu wissen, daß der Prenzlauer Berg nicht nur notorisch hippe, sondern auch kauzige Vögel beherbergt. Die Neu-Berliner Band Die Türen zum Beispiel hat ein Faible für grenzwertige Witze: Das beginnt beim Namen (Jim Morrison?) und endet bei Songzeilen wie „Halli, hallo, hallöchen, die Törchen sind im Haus“ noch lange nicht.

Vielleicht liegt es daran, daß das Trio aus dem Münsterland kommt, dessen Bewohnern man einen leicht abseitigen, trockenen Humor nachsagt. Doch Münsterländer sind Maurice, Günther und Ramin schon seit Jahren nicht mehr, und auch die Vorgänger-Bands Gautsch und Kirmes sind vergessen. Mit dem 2003 veröffentlichten Türen-Debüt „Das Herz war Nihilismus“ und völlig überdrehten Auftritten wurden sie in Indie-Kreisen zur Band der Stunde. Nun, wo „Unterwegs mit Mother Earth“ erscheint und sich die erste Hysterie gelegt hat, tritt die Musik in den Vordergrund. Tolle Popmelodien und Dancebeats, Dada-Slogans und Schorsch-Kamerun-Parodien. Eklektizismus und derbe Punk-Attitüden.

„Durch unsere Gaga-Shows bekamen wir einen sehr guten Ruf“, sagt Gitarrist Günther. „Aber irgendwann mußten wir feststellen: Montags oder dienstags und in Erfurt oder Hannover, da funktioniert so etwas gar nicht. Da zahlen die Leute Eintritt und erwarten eine Stunde exakte Unterhaltung. Deshalb haben wir jetzt ein festes Live-Set, Schlagzeuger und Keyboarder. Die Türen sollen auch als konventionelle Rock-Pop-Band funktionieren.“ Jetzt aber bitte nicht an die Kollegen aus den Charts denken: Die neue Platte wurde wie der Vorgänger in Ramins Wohnung eingespielt, die Texte entstehen in einer Art Cut-up-Verfahren, zum dem jeder Musiker ein paar Zeilen beisteuert, ohne genau zu wissen, was die anderen gerade machen. Irgendwie kauzig – aber sehr sympathisch.

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