Stone im Juni

Pilstrinken und Sommermärchen - ein Streifzug durch die Juni-Ausgaben vergangener Jahre, die alle online unter www.rollingstone.de/das-archiv zu finden sind

Falls es wider Erwarten nicht so läuft bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft, sollte Bundestrainer Jogi Löw vielleicht einfach mal ins Rolling Stone-Online-Archiv schauen, denn in der Juni-Ausgabe von 1996 kann der immer noch Titellose einen Geheimtipp von einem richtigen Erfolgscoach und zweifachen Europameister (als Spieler und als Trainer) nachlesen. „Die Mannschaft soll mal ein Pils zusammen trinken. Das schweißt zusammen. Haben wir früher auch nicht anders gemacht“, spricht da nämlich „Bundes“-Berti Vogts mit glasigem Blick in sein Bierglas. Gerade hat sein Team in der EM-Qualifikation den unangenehmen Gegner Georgien in Tiflis mit 2:0 geschlagen. Sorgen macht ihm lediglich seine Nummer 10, Andreas „Andi“ Möller – größtes Talent des deutschen Fußballs, legitimer Nachfolger von Günther Netzer und trotzdem außerhalb des Dortmunder Westfalenstadions ungeliebt. Rolling Stone-Autor Freddie Röckenhaus ist in seinem Artikel „Martyrium im Mittelfeld“ der Frage nachgegangen, warum das so ist, und erkennt in dem zartbesaiteten Kicker („Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.“) eine Art Antithese zu Boris Becker, einen „Rudolf Scharping des deutschen Fußballs“.

Was für Scharping der Swimmingpool und die Gräfin, war für Möller im Jahr 2000 der eigentlich unmögliche Wechsel von Borussia Dortmund zu Schalke 04. Damit hatte die Mittelfeldmimose die letzten Sympathisanten verprellt. Wie übrigens zu der Zeit auch Axl Rose – ein weiter Sprung, schon klar, aber auch er war ja mal eine Art Spielmacher in den großen Stadien dieser Welt. Im Juni 2000 allerdings hatte er längst seine alten Mitstreiter von Guns N’Roses gefeuert und spielte – wie Möller! – mit einem neuen Team. Die Arbeiten an „Chinese Democracy“ gingen allerdings, so kann man dem Artikel mit dem schönen Titel „Dornröschens Psychose“ entnehmen, nicht voran. Wie im Märchen ist am Ende aber doch noch alles halbwegs gut ausgegangen. Das Album erschien schließlich acht Jahre später, und am 8. Juni dieses Jahres steht Rose beim einzigen Deutschlandkonzert mit einer neuen, gesichtslosen Formation, die sich Guns N’Roses nennt, in einem Mönchengladbacher Hockeystadion auf der Bühne. Da hat ihn wohl doch noch jemand wachgeküsst. Vielleicht Lana Del Rey?

Märchenhaft scheint auch der Aufstieg von Adele Laurie Blue Adkins, die es aus dem sozial schwachen Londoner Stadtteil Tottenham an die Spitze der Charts schaffte – und im Juni 2011 sogar auf das Cover des Rolling Stone. Für Starallüren war die damals 23-Jährige, deren zweites Album, „21“, sich mittlerweile über 20 Millionen Mal verkauft hat, viel zu bodenständig, und sogar für ihre schärfste Konkurrentin auf dem Musikmarkt hatte sie ein, nun ja, Kompliment übrig: „Ich liebe es, Lady Gagas Möpse und Hintern zu sehen“, sagt sie. „Aber ich mache Musik für die Ohren.“

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