Nuggets von Ulli Schüler

Die SHIVERS aus Mineapolis haben mit ihrem gleichnamigen Debüt-Album (Restless 7 72777-2) eines der schönsten Country-Rock-Werke dieser Tage eingespielt, das in seiner nicht so schwer verdaulichen Zusammenstellung für alle Fans dieses Genres etwas bietet. Zwölf verträumte Songs mit einem Hauch psychedelischer Effekte. Ganz im Stil und der Tradition amerikanischer Badland-Bands à la Gear Daddies meet The Jayhawks berauschen The Shivers mit ihren road songs und vor allem durch ihren dichten Sound und dem überaus abwechslungsreichen Gesang. Anspieltips: „Heart Of Texas Blues“ und „Never Leave Nevada“, auf denen das Trio aufs angenehmste zum Relaxen einlädt PS: Das Album enthält noch einen versteckten Bonus-Track. Viel Spaß beim Suchen!

Mehr Betonung auf Rock legen die RAINDOGS mit ihrem schon 1990 eingespielten und bezeichnenderweise „Lost Souls“ (Atco 91297-2) betitelten Album. Aus den Red Rockers hervorgegangen, bewegt sich die Band stilistisch irgendwo zwischen Peter Himmelman und David Lowerys Cracker. Beeindruckend ist aber auch Johnny Cunninghams Rock-Fiddle. Kaum zu glauben, daß schon über vier Jahre vergangen sind und eine solche Perle erst entdeckt wird, nachdem die Band wahrscheinlich nur noch im Index unübersichtlicher Rock-Lexika Erwähnung findet.

Von den eingangs erwähnten Gear Daddies, eine der hochkarätigsten Country-Rock-Bands der 90er, die sich aus unerklärlichen Gründen auflösten, nun endlich ein Lebenszeichen. MARTIN ZELLAR, ehemals Sänger und Gitarrist der Gear Daddies, hat mit „Born Under“ (Rykodisc RCD 10318) ein klasse Solo-Album veröffentlicht. Einziger Wermutstropfen: die nur knapp 40 Minuten Spieldauer. Sympathischer und entspannter hätte uns diese neue Einspielung mit Musikern von den Leatherwoods und Soul Asylum kaum überrollen können.

REV BROWN, Bluesman aus dem englischen Birmingham, entdeckt für uns den 60er-Jahre-Blues. Stark an die Hochphase der Groundhogs erinnernd, finden sich auf „Bare In Change“ (Provogue PRD 70741) grandiose Blues-Rocker wie „These Blues Are Taking Me Higher“, „I Still Need Love“ und der „Holy Grail Blues“. Rev. Brown, bürgerlich Mick Hayes, beschreitet gradlinig den Weg von Flower-Power zum Power-Blues. Krachende Gitarren, mitreißende Vocals, traditionelle Elemente und Ausflüge in die späten 60er Jahre machen „Bare In Change“zu einem wirklichen Glanzlicht „Gonna take my life/right outta my mind/Gonna lay it down/on the border line/ Gonna make myself/ Help myself/ To a little/ Me.“ Chorus: „Ahhh, she got a red dress/An‘ she’s gonna pour it on/ Yeah she don’t want no mant to love her/ But they just won’t leave her alone/ So she’s hummin’… lalala.“ – Noch Fragen?

TERRY ALLENs erstes Werk von 1975 (seit kurzem auch auf CD erhältlich) ist zweifellos eine der größten und wichtigsten Veröffentlichungen seit der Entdeckung, daß auch Musik kommerziell verwertbar ist. Leider, leider nur einem klitzekleinen Kreis enthusiastischer Rock (?)-Fans zu empfehlen, erzählt uns das, lediglich mit Gitarren und Bass instrumentierte, in jeder Hinsicht außergewöhnliche Konzept-Album „Juarez“ (Fate 5000-2) Geschichten von Prostituierten, Gestrandeten und Grenzgängern in einer erkaltenden Welt. Allens Zynismus ist bar jeder Sensationsgeilheit etwa eines CNN-Kriegsberichterstatters, noch weidet er sich an dem Schicksal der von ihm beschriebenen Figuren. Gewiß sieht er die 44er Magnum am Kopf des Desperados, doch er ist mitnichten der, der den Finger am Abzug hat. Und schon gar nicht kann man ihm vorwerfen, sich Raum und Zeit der Handlung lediglich der Story wegen ausgesucht zu haben. Erwähnenswert, daß ihm hier Greg Douglas und Peter Kaukonen zur Seite standen. Das Schlußwort zum eingangs zitierten Text kann natürlich nur Allen selbst haben: „Ahh/ Street walkin‘ woman in them green platform shoes/ „ieah/ She don’t want no man to love her/ Cause/ She just don’t need no son-of-a-bitch/To lose.“

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