Abba: Björn Ulvaeus hält KI für ein wunderbares Werkzeug – und warnt vor den Folgen
Der Songwriter kündigt Projekt nach der „Voyage“-Konzertserie in London an, die jüngst ihren dritten Geburtstag feiern konnte
Auch in der Musik ist künstliche Intelligenz ein kontroverses, heiß diskutiertes Thema. Besonders die Entlohnung der Urheber beim immer weiter fortschreitenden Lernprozess der KI-„Maschinen“ sorgt für Dauerstress.
Neues ABBA-Musical in Planung
Nun hat sich zum wiederholten Mal ein weltberühmter Songwriter- und Produzenten-Veteran zu Wort gemeldet. Der 80-jährige Abba-Mastermind Björn Ulvaeus hielt gestern (4. Juni) bei der Londoner Ausgabe des Musik-und-Tech-Kongress SXSW einen launigen Einerseits-Andererseits-Vortrag.
„KI ist so ein wunderbares Werkzeug. Als hätte man einen anderen Songschreiber zur Hand, der über einen riesigen Referenzrahmen verfügt“, sagte er. „Eine Erweiterung deines Verstandes. Man hat plötzlich Zugang zu Dingen, an die man vorher nicht gedacht hat.“
Dabei ließ Ulvaeus nebenbei fallen, dass er „dreiviertel“ des Nachfolgeprojektes der Hologramm-gestützten Abba-Konzertserie im Kasten hätte. Die seit Mai 2022 in der eigens erbauten „Abba Arena“ laufende Show ist aktuell bis Anfang Januar 2026 ausgelegt. Danach steht offenbar ein weiteres (Abba-)Musical in Aussicht, für das er KI zum Einsatz bringt.
Er skizzierte bei der SXSW London die derzeitigen Grenzen der Technologie. Diese sei „lausig“ beim Schreiben kompletter Tracks und „super mies bei der Textarbeit. Zur Zeit sei ihre nützlichste Funktion, Künstlern und Künstlerinnen dabei zu helfen, Schreibblockaden zu überwinden.
„Man kann fragen: Wie würdest du ihn erweitern? Wo würdest du von hier aus hingehen?“
Man könne einen Text „prompten“ (ob dafür jemals noch ein deutsches Wort gefunden wird? „Einsagen“ vielleicht…?) wenn man einen kreativen Hänger hat oder einen gewissen Stil vorantreiben möchte.
„Man kann fragen: Wie würdest du ihn erweitern? Wo würdest du von hier aus hingehen? Meistens kommt dabei Müll heraus. Doch manchmal ist auch etwas dabei, das Dir eine andere Idee gibt.“
Seine nüchtern-pramatische KI-Einschätzung steht der „existenziellen Herausforderung“ für alle Musikschaffenden gegenüber, vor der er im Vorwort des „Global Collection Reports“ der Komponisten-Organisation CISAC bereits 2023 gewarnt hat. Das System der kollektiven Rechtewahrnehmung, wie es auch die deutsche GEMA umsetzt, stehe vor „enormen Herausforderungen“.
In einer Studie der CISAC, bei der Ulvaeus aktuell das Amt des Präsidenten bekleidet, hat eine Studie zum Thema veröffentlicht. Hier wird prognostiziert, dass Musikschaffende bis 2028 fast ein Viertel ihres Einkommens an KI verlieren könnten. Der Abba-Chef führte vor zwei Wochen dazu eine Delegation zu einer Anhörung bei der EU in Brüssel, in der es um Urheberechte, Transparenz und faire Beteiligung ging.