AC/DC in der Intimzone: Blues, ein bisschen Bier und der Körperschweiß von 2000 Menschen

München Circus Krone. Interessant, so fühlt es sich also an, in der Hölle zu schmoren. Wer das AC/DC-Konzert im Circus Krone überlebt hat, kann erzählen wie von der Watzmann-Besteigung. 70 Grad Celsius, errechnete am nächsten Tag ein Lokalsender. Die Treppen waren glitschig vom Kondenswasser, reihenweise schrumpelten Finger wie nach einer Stunde Badewanne. Zum Glück waren einige nackte Wampen vom „Rock im Park“ vorgebräunt.

Die herrliche, freiwillige Erniedrigung als Konzertgast. Und, auf der Bühne: der Blues, Mann, der Blues! AC/DC sind ja nie Heavy Metal, sondern immer eine Bluesgruppe gewesen (wie die Stones, die Wochen vorher im Circus waren und danach AC/DC als Vorband hatten), die musikalische Rituale pflegt, ihre Rifis in den alten Tonarten spielt, das Vulgäre nicht rausproletet, ohne es in Wortspiele zu kleiden, und sich nur vor dem Teufel verantwortet. Daher kommt das notorisch Simple ihrer Musik. Die Kraft kommt daher.

Sie spielten ohne Nachdenken ein Greatest-Hits-Konzert, hatten nicht mal ein Banner aufgehängt, obwohl eine DVD gefilmt wurde. „TNT, watch me explode!“ – genau das waren die knapp zwei Stunden. Brian Johnson schlingerte wie ein betrunkener Feuerwehrmann, animierte freundlich die Leute auf den üblen Plätzen, sein Mikro pfiff, denn bei so kleinen Konzerten steht man als Musiker plötzlich direkt vor den Boxen. Angus Young machte ausdauernd den vollelektrischen Chuck Betty, wie immer, trotzdem schüttelten im Foyer alle ratlos die Köpfe darüber. warum die Band an diesem Abend so unwahrscheinlich gut war.

Vom Bierstand aus konnte man durch den roten Vorhang in die Halle gucken und AC/DC sehen wie damals die Abi-Kapelle. „Bad Boy Boogie“, Striptease Young ist gewiss kein schöner Mann, trotzdem hat die Led Zeppelin-DVD keine so sexy Szene. Zur Zugabe „For Those About To Rock“ mit den Kanonen, alte Flugabwehrgeschütze schlagen moderne Kampfpanzer. Saallicht das Krone-Gebälk ist im Dunst nicht mehr zu sehen, und dann doch noch „Whole Lotta Rosie“ als Bonus-Track, der ganze Abend in einem Song, der gesamte Rock’n’Roll in einem Tennisball komprimiert. Glaubt einem eh niemand.

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