Adam Green – München, Feierwerk

Die Deutschland-Konzerte gerieten für Adam Green triumphal. Neben den Songs seines Meisterstücks "Friends Of Mine" gab er schon einen Vorgeschmack aufs neue Album

Popgeschichtlich ist Deutschland im Ausland vor allem dafür bekannt, dass David Hasselhoff hier mal sehr populär war. Eine Peinlichkeit, die auch Adam Green bei unserem Interview im letzten Jahr sehr amüsierte. Doch diese Schuld haben wir gleich zu Beginn dieses Jahres mehr als beglichen, denn hunderte, ja tausende Freunde guter, wahrer und schöner Popmusik besuchten Adams Deutschland-Konzerte. Alle Clubs und Hallen ausverkauft – nur die „Fabrik“ in Hamburg nicht, die war ein kleines bisschen zu groß. Es kamen dort „nur“ an die 900 Besucher. Das Feierwerk in München war rappelvoll. Und Adam und seine Freunde – eine andere Bandbesetzung als noch bei den Konzerten im Vorprogramm der Tindersticks Ende letzten Jahres, aber wieder mit akustischer Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug – waren beim letzten Konzert ihrer Deutschlandtour etwas müde. Doch die Verschlafenheit gab der Performance eine fast träumerische Qualität, die den Songs von „Friends Of Mine“ seht gut stand Adam, wieder als klassischer Crooner, ohne Gitarre vor der Brust, tanzte und posete daher nicht so ausgelassen wie beim letzten Mal (oder auch einige Tage zuvor in Berlin).

Das Konzert begann ebenso wie der meisterliche Liederzyklus „Friends Of Mine“ mit „Bluebirds“ und hielt sich auch am Ende an dessen Dramaturgie: „Bungee“ war der letzte Song vor den Zugaben. Dazwischen endlich auch „Dance With Me“ vom oft unterschätzten Debütalbum und eine Hand voll brandneuer Songs. In einem, der offensichtlich „Carolina“ heißt, werden in typischer Green-Manier Fab Moretti und Dostojewski lautmalerisch in Beziehung zueinander gesetzt.

Die neuen Nummern schienen mit einer Spur Country und Rockabilly (!) überraschenderweise sogar noch überzeugender als die alten Favoriten und wurden darum besonders gefeiert. Adam betrachtete die Euphorie entzückt mit staunend offenem Mund, die übrigen Bandmitglieder schauten nur auf ihre Schuhe. Zur ersten Zugabe brachte Adam überraschenderweise eine auch stimmlich perfekt nachgebaute Version des Doors-Songs „The Crystal Ship“ mit ohne Pathos und Dichterpose natürlich. Dann „Baby’s Gonna Die Tonight“. Cool, Velvet Undergroundesk. Ein Kraut-Pleaser.

Nach dem letzten Ton der Band schallte sofort „Well Meet Again“ von Johnny Cash aus den Lautsprechern, gefolgt von Bob Dylans gesamter „Nashville Skyline“ – und auf einmal wusste man, woran einen die neuen Green-Songs erinnerten. Vermutlich wird das nächste Album noch größer als „Friends Of Mine“. Markieren Sie meine Worte. Spätestens dann träumt hier niemand mehr von sprechenden Autos oder roten Badehosen.

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