Alle sagen: I Love You

von Woody Allen

Woody Allen hatte einen Traum: Einmal, statt der üblichen Runde im Central Park, am Morgen über Venedigs Brücken joggen, um dabei mit Julia Roberts zusammenzustoßen; einmal Marilyn Monroes unvergessenen Song „I’m Through With Love“ hauchen; einmal ein Musical drehen.

Nun singen sie wieder. Im rosaroten Zuckerbäcker-Stil ä la Gene Kelly sitzen Edward Norton (der Stotterer aus „Zwielicht“) und Drew Barrymore an einem New Yorker Brunnen und säuseln melodienselig von der Liebe. Der Kauf des Verlobungsringes wird umfunktioniert in ein Juweliers-Ballett, bei Opas Beerdigung tanzen die Leichen – und am Schluß zelebriert Woody Allen mit Goldie Hawn als altes, frischverliebtes Paar am Seine-Ufer einen formvollendeten Pas de deux.

Ein Jahr in New York, Paris, Venedig, Aliens Lieblingsstädte: Wie eine altkluge Erzählerin fuhrt uns DJ (Natasha Lyonne) durch die verrückte Welt ihrer chaotischen Familie. DJ pendelt dauernd zwischen ihrem Vaterjoe Berlin (Allen) und Stiefvater Bob (Alda). Heimlich belauscht sie im Apartment nebenan die psychiatrischen Sitzungen der schönen Von (Roberts), ein Motiv aus Aliens Film „Die andere Frau“, und trimmt ihren Vater so lange, bis Woody Allen Julia Roberts‘ Traummann entspricht – und sie tatsächlich verfuhren kann. DJs Halbschwester (Barrymore) läßt sich von dem Verbrecher (Tim Roth) umschmeicheln, kehrt aber reuig zu Holden (Norton) zurück.

Der Stadtneurotiker ist endgültig zahm geworden. „Alle sagen: I Love You“ ist eine nostalgische Musikkomödie, der ironische Stachel fehlen. Manche mögen es längst geahnt haben: Woody Allen ist wohl doch ein Enkel von Fred Astaire – auch wenn er auf einer Party einen (natürlich angemalten) Groucho-Marx-Schnurrbart trägt.

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