Als Leadsänger der Band Birthday gestartet, ist JACOB GOLDEN jetzt Songwriter wider Willen

Jacob Golden sitzt irgendwie immer zwischen den Stühlen, das begann schon in frühester Jugend. „Zunächst wohnte ich in L. A., und unsere Nachbarschaft war schon sehr gewöhnungsbedürftig. In der Schule gab’s Messerstechereien, wir haben nur HipHop gehört, diese ganzen Klischees halt.“ Dann wurde es den Eltern zu viel, und sie zogen mit dem damals elfjährigen Jacob aufs Land. „Das war schon eine extreme Erfahrung. Auf einmal hatte man keine Ablenkungen mehr und musste sich zwangsläufig selbst beschäftigen. So habe ich wohl meine Kreativität entdeckt. Irgendwie bin ich immer noch halb Stadt-, halb Landkind. Wobei mich mittlerweile urbane Musik mehr interessiert.“

Die Aufnahmen zu seinem Debütalbum „Hallelujah World“ begann Jacob als Sänger der Band Birthday und beendete sie solo. Während der Aufhahmen begann sich die Band aufzulösen, und am Ende hatte Jacob eine fastfertige Platte und keine Band mehr. Jacob zwischen den Stühlen. Rough-Trade-Boss Geoff Travis gefiel das Material aber so gut, dass er das Album trotzdem veröffentlichte.

„When the time comes, you will believe in Jacob“, heißt es im wohl schönsten Song auf „Hallelujah World“, „Polyamory“, auch wenn mancher Kritiker ob seiner Stimme an eine Reinkarnation Jeff Buckleys denkt. Gemeinsamkeiten gibt es sicher einige, so haben beide einen gewissen Einfluss von Nina Simone, doch schon Goldens Songs sprechen gegen diesen Vergleich, sie sind bei weitem hymnischer und entspannter, was wohl zu großen Teilen an der Produktion von David Kosten liegt, der ansonsten mit Faultline (siehe Seite 16 im Heft) in der Elektronica zu Hause ist. Doch auch das ist nur ein Kategorisierungsversuch. „Für mich ist David vor allem ein guter Komponist. Einige unserer Stücke sind auf meinem Album und laufen dann unter Singer/Songwriter, einige auf dem neuen Faultline-Album, das nennt sich dann elektronische Musik.“ Jacob, der Zwischengänger.

Sein neues Zuhause hat der Amerikaner Golden übrigens in London gefunden: „In Europa sind die Traditionen einfach vielfaltiget Meine Musik ist vielleicht eher europäisch. Aber ich bin natürlich schon auch amerikanisch geprägt“ Vermutlich liegt seine Musik irgendwo zwischen den beiden Kontinenten. Ein Schlag ins Wasser ist sie darob aber nicht.

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