Immer neue Schrittfolgen

SEMISONIC schauen erstmals vor die Haustür

Es ist ein guter Moment, wenn sich Künstler im wahren Leben als in etwa deckungsgleich mit ihrem Werk erweisen – und nicht das entworfene Luftschloss zerstören, das sich der Hörer spekulierend in den Himmel wirft. Dan Wilson, John Munson und Jacob Slichter von Semisonic sind solche Glücksfälle. Die drei aus Minneapolis haben gerade mit „All About Chemistry“ ein reifes, intelligentes und also ganz famoses Album geschafft – Attribute, die auch auf sie selbst zutreffen.

„Bei den Songs der ersten zwei Alben war ich sehr mit mir allein“, erklärt Sänger, Gitarrist und Liedschreiber Dan, „bei den neuen stehe ich mitten unter vielen Menschen, wie auf einer Party.“ Und dort lässt sich viel erzählen vom zweisamen Miteinander und davon, wie das Leben eben so ist. Diese Verschiebung mag für „All About Chemistry“den Unterschied gemacht haben. Hielten Semisonic bisher die Lupe nur aufs eigene Gemüt, auf adoleszente Agonie und Selbstfindungspein, erfrischt das neue Werk mit entschlackten Emotionen und gewitzten Geschichten.

„Es ist schon manchmal frustrierend, mit Dan zu arbeiten“, gesteht Bassist John mit gespieltem Verdruss. „Kaum hat man gelernt, Tango zu tanzen, kommt er schon mit einer neuen Schrittfolge an. Aber ich schätze, man gewöhnt sich dran.“ Hoffentlich nicht.

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