„American Sniper“: Provoziert Clint Eastwoods neuer Film Hass-Tiraden gegen Muslime?

"American Sniper", der neue Film von Clint Eastwood, ist ein Kassenknüller und für sechs Oscars nominiert. Viele Zuschauer reagieren aber nach ihrem Kinobesuch mit islamophoben Bemerkungen im Netz. Auch die Heroisierung der Hauptfigur steht in der Kritik.

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Clint Eastwoods neuer Film „American Sniper“ könnte sich zum erfolgreichsten Werk in der Karriere des Regisseurs entwickeln. In nur vier Tagen hat er 100 Millionen Dollar Kasse gemacht – und auch bei den Oscars könnte er in knapp einem Monat triumphieren, der Streifen ist für sechs Academy Awards notiert.

Dennoch sorgt „American Sniper“ in den USA für Diskussionsstoff. Bradley Cooper spielt darin einen Scharfschützen namens Chris Kyle, der sich bei einem Einsatz im Irak befindet. Schon die Anfangssequenz demonstriert ein moralische Dilemma, das der Zuschauer im Verlauf des Films nicht mehr loswerden soll: Der Scharfschütze hat einen kleinen Jungen im Fadenkreuz, der mit großer Geschwindigkeit auf einen amerikanischen Konvoi zuläuft. Könnte es sich auch um einen Attentäter handeln, der seine Landsleute in den Tod reißt oder ist es ein spielendes Kind, das er aus Nervosität völlig unnötig töten würde?

US-Zuschauern scheint der Film nicht nur zu gefallen, er schürt anscheinend auch ihren Groll gegenüber Muslimen. Auf Twitter posteten viele User nach Sichtung von „American Sniper“ Hass-Tiraden wie „,American Sniper‘ regt mich an, ein Paar fucking Araber zu erschießen“ oder „Schön einen Film zu sehen, der Araber so zeigt wie sie wirklich sind – Ungeziefer-Abschaum, der uns zerstören will“.

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Die US-Website „The Daily Beast“ hat den Kriegsfilm längst zum kulturellen Phänomen erklärt, da er auch eine notwendige Debatte über Sinn und Zweck amerikanischen Blutvergießens in Gang bringen würde. Neben der anscheinend nicht bedachten Verstärkung islamophober Vorurteile diskutiert man in den Staaten vor allem auch die Heroisierung von Waffenprofis.

Dokumentarfilmer Michael Moore, dessen Onkel im Zweiten Weltkrieg von einem Scharfschützen getötet wurde, gab zu erkennen, dass es sich bei solchen Kriegern nicht um Helden handele. Seth Roggen, zuletzt in den Schlagzeilen wegen der Nordkorea-Komödie „The Interview“, unterstellte dem Film sogar, an NS-Propaganda zu erinnern.

Allerdings wird in vielen Kommentaren auch darauf hingewiesen, dass „American Sniper“ wie kaum ein anderer Film zuvor die Opfer schildert, die amerikanische Soldaten nach derartigen militärischen Aktionen zu erleiden haben (z.B. posttraumatische Belastungsstörungen).

Der deutsche Kinostart für „American Sniper“ ist am 26. Februar.

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