Arne Willander schaut fern: „Being Jan Ullrich“ – dieser Kerl, er war so gut

„Being Jan Ullrich“ in der ARD erzählt vom Aufstieg und Fall des Radfahrers und der Rivalität zwischen ihm und Lance Armstrong

Er war ein Junge aus dem Viertel Lütten Klein in Ros­tock, der sehr gut Fahrradfahren konnte. Das hängt mit dem Verhältnis von Masse und Kraft zu­sammen. Jan Ullrich kam mit neun Jahren zu dem Trainer Peter Sager. „Er sah aus wie ein abgezogenes Karnickel. Nur Muskeln und Haut“, sagt Sager. Jan wurde Jugendmeis­ter der DDR und kam in ein Sport­internat in Ostberlin. „Er hatte kein Heimweh“, sagt Peter Becker, sein zweiter Trainer. „Seine soziale Prägung … Er hatte gar keine.“ Als die Mauer fiel, war Ullrich sech­zehn. Ein Freund von damals sagt, dass er „Koofick“ genannt wurde, weil er alles kaufen wollte. Von den 100 Mark Begrüßungsgeld kaufte er sich Turnschuhe. Vier Jahre spä­ter wurde er in Oslo Amateurwelt­meister. Profiweltmeister wurde der etwas ältere Amerikaner Lance Armstrong.

„This guy was so good, he scared me“, sagt Arm­strong heute

Jann Ullrich (li.) mit Lance Armstrong

„Being Jan Ullrich“, eine fünftei­lige Dokumentation von Ole Zeisler und Uli Fritz, erzählt von der Riva­lität und der Freundschaft dieser unterschiedlichen Männer, dem unbeherrschten Naturtalent und dem besessenen Arbeiter. 1996 dominierte Ullrich die Tour de France, musste aber seinem Kapi­tän Bjarne Riis den Sieg überlas­sen. Armstrong erkrankte an Ho­denkrebs. Im nächsten Jahr sah er als Zaungast, wie Ullrich allen da­vonfuhr. Man sieht in diesem Film noch einmal, wie er in Andorra mit der höchsten Kettenüberset­zung den Berg hinauffuhr, das Ge­sicht konzentriert, und allein im Ziel ankam. Wenige Meter vor dem Ziel zog er den Reißverschluss sei­nes Trikots hoch. „This guy was so good, he scared me“, sagt Arm­strong heute. „Nobody’s beaten this guy for ten years.“

1998 brach Ullrich am Berg ein, Marco Pantani gewann. Es war das Jahr des ersten Dopingskandals. 1999 war Ullrich verletzt, Armstrong gewann zum ersten Mal. 2002 war Ullrich wieder verletzt, fuhr be­trunken Auto, nahm während der Reha zwei Ecstasy-­Tabletten und wurde positiv getestet. Nach Arm­strongs Rücktritt wurde er 2006 wegen Epo­-Dopings von der Tour ausgeschlossen. Er sei in der Form seines Lebens gewesen, sagte er. Er kam nie zurück.

Auf Mallorca wurde Ullrich fest­genommen, er verursachte in der Schweiz einen Autounfall und schlug eine Prostituierte. Er kam in die Betty-­Ford-­Klinik. Armstrong gestand bei Oprah Winfrey sein Do­ping. Alle sieben Tour-­de-­France­-Titel wurden ihm aberkannt.

Jan Ullrich blieb dabei: Er habe sich keinen Vorteil verschafft.

Bryn Lennon Getty Images
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