„Auf einmal war Rockmusik im Haus.“

Die Moderatorin und Sängerin Ina Müller hörte in der guten Stube Suzi Quatro und bekam gleich Ärger.

Musik wurde bei uns zu Hause früher nicht einfach nebenher gehört – außer im Kuhstall, da lief immer NDR 2. Aber wenn man eine Schallplatte hören wollte, musste man in die gute Stube gehen. Da stand ein riesiger komplizierter Kasten mit einer großen Klappe, die man aufmachen musste. Als meine ältere Schwester vom Schüleraustausch aus London zurückkam, hat sie Singles von Alwin Stardust und Suzi Quatro mitgebracht. Ich war damals acht, und für mich begann ein neues Leben. Bis dahin hörte man die Musik, die die Eltern hörten, weil man eben zwangsläufig mithörte.

Suzi Quatro war dann unsere erste eigene Musik – zu „Can The Can“ haben wir mit Gardinenstangen den Kronleuchter runtergeholt, und es gab ’nen Arschvoll. Das führte zum ersten Familienkrach, denn auf einmal war Rockmusik im Haus. So richtig ging es mit der Musik allerdings erst in der fünften Klasse los. Da konnte man Gitarrenunterricht nehmen, und unser toller Musiklehrer hat in einer Top-40-Band gespielt und uns die ganzen Klassiker aus den Siebzigern beigebracht. Außerdem gab es natürlich bereits die ersten coolen Typen in der Klasse, die schon sehr musikinteressiert waren. Die hörten Supertramp und Dire Straits und Pink Floyd. „Crime Of The Century“ war die erste LP, die ich hatte. Dann kam Queen, die Platte mit dem großen Roboter drauf („News Of The World“) (singt:) „Spread your wings and fly away.“ Ich konnte noch gar kein Englisch damals. Damit fing man ja erst in der sechsten Klasse an, aber man sang das einfach so mit.

Ich hatte immer nur Poster von Fußballern in meinem Zimmer hängen – Littbarski und die Allofs-Brüder, Toni Schumacher – und war nie so sehr Fan einer Band, dass ich hätte ausflippen können. Aber ich habe immer viel mitgesungen. Und von meinem Konfirmationsgeld habe ich mir eine E-Gitarre gekauft – mit Verstärker! Die musste ich dann aber nach drei Tagen wieder zurückbringen, weil das meinem Vater zu laut war. Deswegen bin ich leider keine zweite Sheryl Crow geworden. Schade.

Aufgezeichnet von Maik Brüggemeyer

Soeben erschienen: „Das wär dein Lied gewesen“ (105 Music/Sony)

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