Auf ihrem zweiten Album läßt die Jazzkantine weiter zusammenwachsen, was ihrer Meinung nach zusammengehört

Nicht-kokette Selbstkritik ist stets erfreulich. Jan Heie Erchinger, Mitglied der Basis-Formation der Jazzkantine, kann nicht nur vortrefflich funky Keyboard spielen, sondern auch ein Liedchen singen. Es handelt von Marktmechanismen. Als Mitglied des HipHop 8C Jazz-Fusion-Projekts, das vor einem Jahr mit seinem aufregenden Debüt Farbe in die Plattenläden goß, ist er trotz durchweg positiver Kritiken über die Laufrichtung des Markt-Hasen bestens unterrichtet. Das immense Medien- echo und die vergleichsweise unverhältnismäßigen Marketingkampagnen weiß er durch „eine trendige Idee“ begründet: „Das lag gut in der Zeit“ Auch daß mit prominenten Musikern wie Smudo oder Gunter Hampel „Berühmtheiten mit a™ Start“ waren, ordnet er realistisch als „ausschlaggebend für den großen Anklang“ ein. Gar nicht schlimm. Ist es doch am Ende egal, warum jemand die Platte kauft. Wenn er sie erstmal gekauft hat – und das haben aus oben beschriebenen Gründen viele getan -, verlieren Namen, Trends und Anzeigen an Gewicht Dann zählt nur noch die Freude am gelungenen Schulterschluß von Jazz und Hip-Hop. Da geben wippende Füße den Ausschlag. So sieht Erchinger sich auch außer Stande, ja nicht einmal daran interessiert, „intellektuell oder artifiziell ein großes Kult-Ding zu hypen“. Er habe nun mal nicht „in Hilversum studiert“. Sein Pech? Viele Jazzer hätten eine Art Reinheitsgebot ins Feld geführt und dem Jazz-Hop die Jazz-Komponente streitig machen wollen.Jedoch: „Wir sagen, es ist Jazz, fertig.“ Ist es auch. Unter anderem. Aus dem Projekt ist durch viele gemeinsame Auftritte eine Band geworden. Die Zufalle sind auf dem neuen Album Heiß & fettig minimiert – stimmiger die Songs. Trotz verschiedenster Einflüsse und -falle gibt es einen Nenner: infernalischen Groove. Knapp 30 Musiker lassen dies Album niemals zerfasern, gelangen zu unglaublichem Zusammenhalt. Homogenität der Verschiedenheit Beschäftigten sich auf der ersten Platte noch viele Texte beinahe entschuldigend mit der Begründung des Projektes, so gibt es nun eine gefestigte Identität. Die jungen Rapper erzählen von ihrem Leben. Echte Banalität war schon immer unschlagbar. Auch wenn, so Erchinger, Vibraphon-Legende Gunter Hampel „schon manchmal lachen“ müsse. „Cool“ fände er das allemaL Benjamin v. Stuckrad-Barre

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