Aus der Reihe „50 vergessene & verkannte Meisterwerke“: John D. Loudermilks „The Open Mind Of John D. Loudermilk“

Vom Radar vieler Plattenkritiker, Käufer und Bestenlistenschreiber sind sie längst verschwunden. Trotzdem sind diese LPs Gold wert. Sagt unser Autor Wolfgang Doebeling und stellt einige vor.

In der aktuellen Ausgabe unseres Magazins hat unser Autor Wolfgang Doebeling 50 Alben zusammengestellt, die zu Unrecht vergessen und verkannt sind. Wir werden in den nächsten Tagen das ein oder andere Kleinod aus seiner „prall gefüllten Schatztruhe“ hervorzaubern.

John D. Loudermilks „The Open Mind Of John D. Loudermilk“ (1969 via RCA Victor erschienen):

Loudermilk lebt noch, ist bald 77 Jahre alt, eine merkwürdige, schwer zu durchschauende Onkelfigur des Country-Pop, bereits in den Fünfzigern gefragter Lieferant von Hitmaterial für Eddie Cochran und die Everly Broth-ers, später für die Nashville Teens oder Marianne Faithfull.

Dass sich seine eigenen Platten, abgesehen von „Language Of Love“ 1961, nicht als Ladenhüter erwiesen, lag wohl lediglich an den niedrigen Auflagen. „Prinzipiell unverkäuflich“, so der Künstler selbst. Zu unscheinbar und zu bizarr. Letzteres nur, sofern man genauer hinhört. „I have dedicated my life to reaching into the contemporary thinking of the man on the street“, verrät Loudermilk in den Liner Notes. Also besingt er das Profane in der Politik oder die Paradoxien von Tagträumen, thematisiert ökologische Probleme und sozialen Abstieg, nie eindringlich oder irgendwie missionarisch, vielmehr zweckdienlich verpackt in nicht selten Novelty-cleveren, gleichwohl Augen öffnenden Sprachwitz. Loudermilk liebt seine Songs und die Leute, die sie bewohnen.

Das „Poor Little Pretty Girl“ zum Beispiel, „dedicated to those poor female creatures who are prettier than they are intelligent“. Huch! Vor „Geraldine“ dagegen werden Sinnsuchende ausdrücklich gewarnt: „This song says absolutely nothing, so if you’re looking for a message, skip this one“. Don’t!

Wolfgang Doebeling

Die vollständige Liste gibt es in der Mai-Ausgabe des Rolling Stone. Wolfgang Doebeling öffnet besagte Schatztruhe übrigens auch jeden Sonntag ab 23 Uhr auf Radio Eins in seiner Sendung „Roots“. Alle Infos zur Sendung gibt’s hier bei uns im Forum oder auf der Website von Radio Eins.

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