Aus Überzeugung nett

Als Witzfiguren wollen die Barenaked Ladies nicht enden, aber ihren Humor haben sie behalten. Und in Brian Wilson einen Freund gewonnen...

Sie waren die Spaßvögel, die bei den MTV Awards ’98 und jeder weiteren Gelegenheit alle gerade beliebten Bands aufs Korn nahmen. Sie äfften Britney nach und The Offspring, machten weder vor Marilyn Manson noch den Backstreet Boys Halt. So schafften die Barenaked Ladies, lange Zeit nur in Kanada erfolgreich, mit ihrer ulkigen Show und dem fünften Album „Stunt“ endlich den Durchbruch in Amerika. Bei deutschen Open Airs mussten die fünf aus Ontario weiterhin gegen 14 Uhr auftreten, aber selbst wenn nur ein paar hundert Leute anwesend waren, die nie etwas von der Band gehört hatten, geschah jedes Mal das Unglaubliche: Am Ende jubelten alle, schrien nach Zugaben und verwirrten damit die Veranstalter. Was wohl das Geheimnis dieser Männer ist? Sie können sich über alles lustig machen, nehmen ihre Musik dabei aber doch immer ernst So ist es nur logisch, dass sie beim neuen Werk „Maroon“ der Versuchung widerstehen, ein weiteres Witz-Feuerwerk abzuschießen. Zu einer Karikatur ihrer selbst wollten sie auf keinen Fall verkommen. Steven Page, neben Ed Robertson Sänger der Ladies und so etwas wie der Geschäftsführer der Combo, blieb bei allem Erfolg stets realistisch. „Zuerst hatten wir natürlich Sorgen, ob wir noch mal ein so erfolgreiches Album schaffen. Wir hatten ja in den zwölf Jahren immer unsere Ups und Downs, aber eine kleine Fangemeinde ist stets bei uns geblieben. Zu viel Angst brauchten wir also doch nicht zu haben.“ Einen prominenten Fan haben sie außerdem noch hinzugewonnen: Seitdem Brian Wilson auf das so schlicht betitelte Ladies-Lied „Brian Wilson“ aufmerksam wurde, spielt er es gerne bei Konzerten – und als er die Kanadier jüngst im Studio traf, gab er ihnen sogar eine Privatvorstellung. „Ich wollte es nicht glauben“, staunt Page immer noch. „Er hat es uns überhaupt nicht krumm genommen, dass wir ihn da ab einen beschreiben, der immer nur im Bett liegt. Er fand’s lustig.“

In solchen Momenten werden einem alle Kritiker egal. „Sind sie uns sowieso“, wirft Drummer Tyler Stewart ein und erklärt freundlich: „Wenn wir fünf uns mal auf ein Album geeinigt haben, kannst du davon ausgehen, dass es das Beste ist, was möglich war. Und dann will ich von niemanden mehr hören, dass es nicht trendy genug sei.“ Die Barenaked Ladies weigern sich tatsächlich, modern zu sein. Was gar nicht so übel ist Sie fluchen selten, haben gute Manieren und meistens gute Laune, ohne allerdings oberflächlich zu wirken. Sie wollen einfach nicht „im Sessel sitzen und apathisch darauf warten, dass das Leben vorbeigeht“. Sie wollen optimistisch sein und lustig und in kürzester Zeit (in diesem Fall sieben Wochen) ein Album aufnehmen, das die Leute mögen. „Altmodisch, nicht?“ grinst Steven. „Die Platte springt dir aus dem Lautsprecher entgegen. Sie hat viel Kraft, ist voller Energie und auf keinen Fall deprimierend.“

Produziert hat das Werk Don Was, in den Cello Studios in Los Angeles. Tyler versteht, warum auch Brian Wilson so gerne dort aufnimmt: „In L.A. hast du von allem das beste: die besten Studios, Equipment und Techniker.“ Page fiel erst später au£ dass man bei aller Arbeit einiges vergessen hatte: „Die besten Drogen, Cocktails und Clubs testen wir nächstes Mal.“

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