Ausgefuchste Kinderwelt

Mit "Der fantastische Mr. Fox" drehte der US-Regisseur Wes Anderson auf ganz altmodische Weise seinen ersten Animationsfilm.

Von der täuschend lebensechten Animation sind Filmstudios wie Pixar oder Dreamworks nicht mehr weit entfernt. Auch die Aura der kalten Computersimulation haben ihre Filme mit liebenswerten Figuren wie der Ratte Remy in „Ratatouille“ längst transzendiert. Aber eines vermag selbst die avancierteste Technik nicht: uns erwachsenen Zuschauern die Bilder unserer Kindheit zurückzubringen. Dieser Charme bleibt – zumindest für alle vor „Toy Story“ Filmsozialisierten – den altmodisch mit Puppen, Knete oder Zeichenstift generierten Trickfilmen vorbehalten. Daher hat der amerikanische Regisseur Wes Anderson für seinen ersten Animationsfilm, eine Adaption von Roald Dahls Kinderbuch-Klassiker „Fantastic Mr. Fox“, wohl auch auf die alte Stop-Motion-Technologie zurückgegriffen. Eine extrem zeitaufwendige Methode, die allerdings immer noch um einiges billiger ist als die Computertechnologie.

Die Geschichte vom smarten Fuchs, der durch seine Abenteuerlust Familie und seine Wald- und Wiesenmitbewohner in Gefahr bringt, sei sein erstes Buch gewesen, erklärte Anderson zur US-Veröffentlichung des Films. Kann also gut sein, dass die Lektüre des schwarzhumorigen Dahl den Grundstein für all die verschrobenen Gestalten in Anderson-Filmen wie „Rushmore“, „The Royal Tenenbaums“ oder „The Life Aquatic“ legte.

„Der fantastische Mr. Fox“ passt gut in diese Reihe, ja, es scheint, als habe Anderson über die Adaption seiner Kindheitslektüre all die Motive von Freundschaft, Liebe und Familie, die sich durch all seine Filme ziehen, hier auf den Punkt gebracht. Er hat den Film tatsächlich angelegt wie die erneute Lektüre eines Buches, das man als Kind geliebt hat. Auf einmal versteht man all die Anspielungen, die einem einst entgangen waren, erkennt Typen und Situationen aus dem Alltag wieder und spinnt sie mit all den Erfahrungen, die man seit der Erstlektüre gemacht hat, weiter. Die Schauspieler, die den Figuren in der englischen Originalversion ihre Stimmen liehen – darunter neben George Clooney und Meryl Streep auch alte Anderson-Gespielen wie Bill Murray und Jason Schwartzman – scheinen dieses Re-enactment ihrer Kindheit genossen zu haben. Anderson ließ sie jede der Szenen auf einer Farm in Connecticut nachspielen. „Wenn man George Clooney und Bill Murray ins Gesicht sieht, denkt man nicht an Füchse“, erklärte Schwartzman die Aufnahmearbeiten. Das unterscheidet das Schauspielern von kindlichen Rollenspielen, und das ist wohl auch der Unterschied zwischen dieser gar nicht unschuldigen Reise ins Land der Kindheit und einem Kinderfilm.

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