Begnadigung von Sean Combs? Trump mit Update
Trump sagt, eine Begnadigung von Sean Combs sei „schwieriger“, da Combs „feindselig“ gewesen sei
Donald Trump äußerte sich erneut zu den Gerüchten über eine mögliche Begnadigung für Sean Combs, den Hip-Hop-Mogul, der letzten Monat in zwei Fällen wegen Förderung der Prostitution verurteilt wurde. Er bezeichnete ihn als „halbunschuldig“. Stimmte aber einem Moderator zu, der fragte, ob eine Begnadigung „nicht wahrscheinlich“ sei.
Combs wurde am 2. Juli von schwerwiegenderen Anklagen wegen Menschenhandels zu sexuellen Zwecken und Verschwörung zur organisierten Kriminalität freigesprochen. Dennoch könnten ihn die beiden Prostitutionstatbestände theoretisch jeweils zu bis zu zehn Jahren Gefängnis verurteilen, wenn das Urteil am 3. Oktober verkündet wird. (Rechtsexperten sagten jedoch dem ROLLING STONE, dass sie mit einer deutlich geringeren Strafe rechnen.)
Trump: „Er war im Grunde halbunschuldig“
„Nun, er war im Grunde, denke ich, irgendwie halbunschuldig“, sagte Trump am Freitagabend dem Newsmax-Moderator Rob Finnerty. „[Er ist] immer noch im Gefängnis oder so. Aber er hat einen Sieg gefeiert. Aber ich schätze, es war kein so großer Sieg.“
Trump und Combs haben seit ihrem ersten Treffen in den 1990er-Jahren eine wechselhafte Beziehung. Im Laufe der Jahre wurde der Immobilienmogul bei zahlreichen VIP-Partys und Veranstaltungen von Combs in New York City gesehen. Darunter auch bei den legendären Geburtstagspartys des Bad-Boy-Gründers. In einer Episode von „The Apprentice“ im Jahr 2012 nannte Trump Combs „einen guten Freund“, während Combs Trump 2015 – kurz nach dessen erster Kandidatur – als „einen Freund von mir“ bezeichnete.
Doch als er 2017 vom „Daily Beast“ nach Trump gefragt wurde, sagte Combs: „Ich denke ehrlich gesagt, dass es uns einen Scheiß interessiert, was mit Trump ist. Weil [Schwarze] sowieso in der gleichen beschissenen Lage sind. Darum geht es uns nicht.“ 2020 sagte Combs im Gespräch mit Charlamagne tha God: „Weiße Männer wie Trump müssen verbannt werden. Diese Denkweise ist wirklich gefährlich. Dieser Mann hat uns und unsere Familien buchstäblich bedroht, weil wir wählen wollten. Die oberste Priorität ist, Trump aus dem Amt zu bekommen.“
Trump: „Es macht es schwieriger“
Auf die Frage nach einer möglichen Begnadigung im Mai sagte Trump: „Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen. Nicht mit ihm gesprochen. Er mochte mich früher wirklich sehr. Aber ich glaube, als ich politisch aktiv wurde, ist diese Beziehung kaputtgegangen. Ich habe plötzlich ein paar ziemlich gemeine Aussagen in der Zeitung gelesen.“ Er zeigte sich jedoch zumindest teilweise mitfühlend gegenüber Combs‘ Lage. Und sagte Reportern, er werde sich „die Fakten des Falls auf jeden Fall ansehen“. „Ich weiß, dass die Leute darüber nachdenken“, fügte er hinzu. „Leute sind ziemlich nahe dran, es zu fordern.“
Während des Interviews am Freitag erinnerte sich Trump. „Ich war sehr freundlich mit ihm. Ich kam gut mit ihm aus. Znd [er] schien ein netter Kerl zu sein. Ich kannte ihn nicht gut. Aber als ich kandidierte, war er sehr feindselig. Es ist schwer, wissen Sie? Wir sind Menschen. Und wir mögen es nicht, wenn unsere Urteile getrübt werden, richtig? Aber wenn man jemanden kannte und alles war gut, und dann kandidiert man, und er macht schreckliche Aussagen. Also ich weiß nicht. Es macht es schwieriger.“
Vertraute von Combs setzen sich hinter den Kulissen für Begnadigung ein
Wie ROLLING STONE im Mai berichtete, begannen Vertraute des Moguls kurz nach Trumps Wahlsieg im vergangenen November, Kontakt zu dessen Umfeld aufzunehmen. Während der Übergangsphase zur Präsidentschaft und in den ersten Monaten von Trumps zweiter Amtszeit begannen mehrere langjährige Freunde und Weggefährten von Combs, sich an Trump-nahe Verwaltungsbeamte und Personen im Umfeld des Präsidenten zu wenden, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen und eine weitere informierte Person dem ROLLING STONE sagten.
Die wenigen hochrangigen Trump-Beamten, die von den Gesprächen wussten, äußerten große Bedenken gegenüber einer möglichen Begnadigung von Combs angesichts der Schwere der Vorwürfe. (Ein Sprecher von Combs reagierte am Freitag nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme zum Interview.)
Lobby-Kampagne für Begnadigung, aber Widerstand von Überlebenden
Es ist unklar, ob Combs’ Freispruch von den schwerwiegendsten Anklagepunkten die Einschätzung des Präsidenten oder seiner Mitarbeiter verändert hat. Wie ROLLING STONE am Donnerstag berichtete, hat das Team von Combs seine Lobby-Bemühungen in den letzten Wochen intensiviert, wie Personen innerhalb und außerhalb der Trump-Administration berichteten. „Das Flehen ist [diesen Monat] größer geworden“, sagte ein Trump-Berater. Und bezog sich auf die spürbar zunehmenden Versuche von Combs’ Verbündeten, Trump zu beeinflussen.
In den vergangenen Wochen haben langjährige Verbündete von Combs politischen Operateuren, Lobbyisten und anderen mit engen Verbindungen zu Trump und Regierungsbeamten große Geldsummen angeboten, um bei einer möglichen Begnadigung durch Trump zu helfen. Das sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Rolling Stone. Eine dieser Quellen sagte, dass das ihr bekannte Angebot sich im mittleren sechsstelligen Bereich bewegte.
Mehrere Trump-Berater sind weiterhin der Meinung, dass eine Begnadigung von Combs ein schwerwiegender, selbstverschuldeter Fehler wäre. Zumal die Administration weiterhin in einen Skandal um den Umgang mit den Ermittlungen zu Jeffrey Epstein verwickelt ist.
Überlebende planen Brief gegen Begnadigung
Zudem gibt es laufende Gespräche unter Überlebenden, einen persönlichen Brief an Trump zu senden, in dem sie eindringlich vor einer Begnadigung warnen. Rolling Stone hat eine Entwurfskopie des Schreibens eingesehen, in dem Combs vorgeworfen wird, nach seiner Verurteilung „die Kontrolle zurückerlangen“ und „die Geschichte umschreiben“ zu wollen. Eine Begnadigung, so der Entwurf, „wäre keine Gerechtigkeit“. Sondern „ein verheerendes Signal an Überlebende überall. Dass unser Leben, unser Schmerz und unsere Wahrheit weiterhin verhandelbar sind.“
Am Donnerstagmorgen reichten Combs’ Anwälte eine 62-seitige Eingabe ein, in der sie den Richter aufforderten, seine Verurteilung wegen Förderung der Prostitution aufzuheben und ihn vollständig freizusprechen. Oder ein neues Verfahren „nur zu diesen beiden Anklagepunkten“ anzusetzen. Anfang dieser Woche hatten sie zudem einen Antrag gestellt, Combs gegen Kaution freizulassen. Die Staatsanwaltschaft des Southern District of New York reichte am Donnerstagabend ihrerseits einen Antrag ein, in dem sie forderte, dass Combs bis zur Urteilsverkündung in Haft bleibt.