Die 100 besten Musikvideos aller Zeiten
Ranking der besten Musikvideos aller Zeiten – von Michael Jackson und Madonna bis Beyoncé, Radiohead und modernen Klassikern.
45. Adele, „Hello“
Die mitreißende Dramatik einer Adele-Ballade einzufangen, ist keine leichte Aufgabe. Aber mit Sepia-Tönen, einem staubigen Bauernhaus und einer Windmaschine ist man schon halbwegs am Ziel. Seit seiner Veröffentlichung im Oktober 2015 – zeitgleich mit dem Erscheinen von Adeles erstem Album seit drei Jahren, „25“ – war das Video zu „Hello“ eine Sensation. Es brach mit über 27,7 Millionen Aufrufen Taylor Swifts Vevo-Rekord für die meisten Aufrufe innerhalb von 24 Stunden.
Prominente posteten tränenreiche Bilder von sich selbst, wie sie es sich ansahen. Es brachte tausende Memes hervor. SNL parodierte es. Der Indie-Filmregisseur Xavier Dolan, der teilweise in IMAX gedreht hat, hat zugegeben, dass das Konzept nicht besonders anspruchsvoll war. Adele erinnert sich an das Ende einer Beziehung und versucht gelegentlich, ihren ehemaligen Liebsten von einer Reihe zunehmend veralteter Telefone aus anzurufen. Klapphandy, Festnetz, altmodische Telefonzelle, die im Wald verrottet. Aber die opulenten Bilder bringen eine Gefühlstiefe zum Vorschein, die nur Adele erreichen kann. —M.F.
44. David Bowie, „Ashes to Ashes”
Lange vor MTV bewarb David Bowie seine Songs mit Musikvideos. Während die meisten seiner Videos aus den 70er Jahren sehr schlicht waren, wurde er für „Ashes to Ashes” aus dem Jahr 1980, das im Wesentlichen eine Fortsetzung seines Durchbruch-Singles „Space Oddity” aus dem Jahr 1969 ist, unglaublich ambitioniert.
In Zusammenarbeit mit Regisseur David Mallet, Kostümdesignerin Natasha Korniloff und einem riesigen Budget von 250.000 Pfund zog Bowie einen mittlerweile ikonischen Pierrot-Clownanzug an und schickte Major Tom auf eine surreale Reise durch eine gepolsterte Zelle, einen Strand, wo er von Mitgliedern der aufstrebenden New-Romantic-Szene, darunter Steve Strange und Darla Jane Gilroy, begleitet wird, und eine Küche in einem Vorort der 50er Jahre, wo er offenbar auf einem elektrischen Stuhl gebraten wird.
Genau ein Jahr später ging MTV auf Sendung. Und brachte eine ganz neue Generation von Bowie-Imitatoren hervor, von denen jedoch keiner mit dem Original mithalten konnte. —A.G.
43. Fiona Apple, „Criminal”
Unter der Regie von Mark Romanek und gedreht vom verstorbenen, großartigen Harris Savides, strahlt dieses Video von Fiona Apple zu „Criminal” geradezu pornografische Bedrohung aus. Die schmuddelige Kulisse aus grünem Teppich und Holzvertäfelungen im Stil der 70er Jahre, die Spuren nächtlicher Ausschweifungen in Form von entblößter Haut, offenen Hosen und achtlos weggeworfenen Pizzakrusten.
Apple, damals noch ein Teenager (und ein jung aussehender dazu), wechselte zwischen der Rolle der aggressiven Fotografin und der ausgenutzten Naiven, die aus einer dampfenden Badewanne heraus in die Kamera blickte oder sich in einem Schrank verkroch. Dies löste einige notwendige Debatten über „Heroin-Chic“ und sexuelle Selbstbestimmung aus. Und trug dazu bei, Apples Ruf als eine der zuverlässigsten, provokantesten und kompromisslosesten Künstlerinnen dieses Jahrhunderts zu festigen.
„Ich rief Mark an“, erzählte Apple Jahre später. „Und wir sprachen über seine Idee, dass es in dem Song um verbotene Freuden und sexuelle Abweichungen geht. Dass ich in diesem Haus voller Menschen bin. Herumexperimentiere. Mich dabei ein wenig schlecht fühle. Es aber trotzdem genieße. Das entsprach meiner Interpretation des Songs.“ —J.F.
42. Metallica, „One“
Angewidert von den auffälligen Bon-Jovi-Videos weigerte sich Metallica jahrelang, einen Clip zu drehen. Mit „One“, ihrer achtminütigen Meditation darüber, wie schrecklich es sich anfühlen würde, ein querschnittsgelähmter, stummer Soldat zu sein, um den sich niemand kümmert, änderten sie ihre Meinung. Einer ihrer Manager hatte sie auf den Anti-Kriegs-Horrorroman „Johnny Got His Gun“ (sowie Trumbos Verfilmung) des Drehbuchautors von „Spartacus“, Dalton Trumbo, aufmerksam gemacht. James Hetfield basierte darauf erschreckende Texte in der Ich-Form wie „tied to machines that make me be“ (an Maschinen gefesselt, die mich am Leben halten).
Um den Song zu visualisieren, filmten die Regisseure Mike Salomon und Bill Pope die Band etwa 20 Mal in einem Lagerhaus unter unheimlichem blauem Licht, während sie das Lied spielte. Und fügten dann verstörende Ausschnitte aus Trumbos (unwahrscheinlich jugendfreiem) Film ein, wie zum Beispiel den verstümmelten Soldaten, der denkt: „ Wenn ich Arme hätte, könnte ich mich umbringen.“ Der Effekt ist erschreckend. „Wahrscheinlich wissen 99 Prozent der Kids da draußen, dass das auf unsere Art gemacht wurde“, strahlte Schlagzeuger Lars Ulrich, als das Video herauskam. —K.G.
41. Björk, „It’s Oh So Quiet“
Wie visualisiert Björk das Verlieben? Es ist ein zufälliger Lieferant, der gleichzeitig als Tanzpartner fungiert. Ein Briefkasten, der zum Leben erwacht und sich dreht. Ein Geschäftsmann, der Backflips macht, bis er aus dem Bild verschwindet.
Es ist das pure Chaos und die Unvorhersehbarkeit einer neuen Liebe, die sich entgegen aller Vernunft und aller Einsicht sich mitreißen lässt, ohne an die zukünftigen Folgen zu denken. Und da ist Björk, unter dem wachsamen Auge von Regisseur Spike Jonze, der sich von Busby Berkeley, Die Regenschirme von Cherbourg und anderen klassischen Musicals inspirieren lässt, um eine ganze Stadt (und jeden Zuschauer, der dieses Video sieht) in einen überschwänglichen Rausch zu versetzen. —J.N.