HERO: Billy Joel über Elton John

Auch gefeierte Stars und Musiker haben Vorbilder, die sie verehren. Hier verraten sie, wen – und warum. Diese Woche erzählt „Piano Man“ Billy Joel von seiner Bewunderung für den exzentrischen „Rocket Man“ Elton John.

Elton John sieht sich als Rockstar, und er lebt das auch so richtig. Sagen wir besser: als Rockstar wie im alten Rom. Bei unseren gemeinsamen Tourneen sah ich im Backstagebereich junge Männer in Togas mit kleinen Feigenblättern um den Kopf. In seiner Garderobe hat Elton 1000 Sonnenbrillen, 100 Paar Schuhe und um die 50 Versace-Anzüge zur Auswahl. Der Mann ist ein verdammter König, und ich finde das großartig. Meine Garderobe sieht eher aus wie das Hinterzimmer einer Imbissbude. Mit einer Wurstplatte, über der die Möwen kreisen.

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„Elton John weiß, was sein Instrument kann“

Am Klavier ist Elton der Hammer. Er ist einfach fantastisch, wie eine Mischung aus Jerry Lee Lewis, Fats Domino und Little Richard. Seine Spontaneität und sein Improvisationsvermögen sind für mich eine echte Herausforderung. Mit seinem musikalischen Können hat er die Rockmusik bereichert. Vor ihm gab es im Rock nur so James-Taylor-mäßiges Singer-Songwriter-Zeugs mit Gitarre. Elton brachte das Klavier wieder ins Spiel. Und ließ es krachen. Er weiß, was sein Instrument kann. Das Piano ist ein perkussives Instrument – wie eine Trommel. Und Elton hatte immer diesen rhythmischen, afrikanischen, synkopierten Stil, für den man von Gospel und gutem R&B etwas verstehen muss. Zusammen mit Bernie Taupin hat er in der ersten Zeit ihrer Karriere auch brillante Songs abgeliefert, vom Debüt bis „Goodbye Yellow Brick Road“.

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„Wir dachten, dass wir als Klavierspieler in irgendwelchen Bands enden würden“

Als wir uns das erste Mal begegneten, waren wir in Holland, in einem Hotel in Amsterdam. Das war Mitte der Siebziger, als er auf dem Gipfel war. Ich fing als „Piano Man“ grade erst an. Ich gestand ihm, was für ein großer Fan ich von ihm war, und er sagte, er kenne meine Sachen auch. Ich fand das so cool: Es gab Tausende von Gitarristen, aber von unserer Sorte nur zwei. Den englischen Klavierspieler und den amerikanischen Klavierspieler. Und wir wussten beide, dass Rock’n’Roll nicht nur aus Gitarren bestand. Als Elton in seiner ersten Band Bluesology spielte, glaubte er nicht daran, ein richtiger Rockstar werden zu können. Mir ging es damals genauso. Ich sah nicht aus wie Mick Jagger, Paul McCartney oder Jim Morrison. Wir dachten eher, dass wir als Klavierspieler in irgendwelchen Bands enden würden, doch auf einmal stand Elton mit riesigen, blöden Brillen und in verrückten Kostümen da oben; ich machte auch jede Menge Unsinn auf der Bühne – und beide waren wir Rockstars.

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„Jeder, der ein Keyboard spielt und Melodien mag, muss sich bei Elton John bedanken“

Und er macht ja immer weiter. Ich habe seit 1993 keinen Song mehr geschrieben, und er fragt mich: „Billy, warum schreibst du nicht endlich wieder neue Songs?“ Und ich sage: „Elton, warum schreibst du nicht endlich weniger neue Songs?“ Für 200 Dollar Eintrittspreis kann man den Leuten nicht den ganzen neuen Kram aufzwingen.

Er hat ja so großartige Sachen geschrieben. „Rocket Man“, „Tiny Dancer“, „The Bitch Is Back“. Das wollen die Leute hören. Jeder Songwriter steht in der Schuld von Elton, dem überragenden Melodiker. John Mayer, Alicia Keys … Ich kriege ja nichts mehr mit, ich kenn die neuen Bands überhaupt nicht, aber jeder, der ein Keyboard spielt und Melodien mag, muss sich bei Elton bedanken.

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