Böse Genies

DER SPIELERISCH BÖSE Blick von Tom Waits auf dem Traktor ist sowohl Jim Jarmusch als auch Robert Christgau aufgefallen. Der Regisseur und der Musikjournalist haben jeweils ein Vorwort für den Bildband „Waits/Corbijn ’77 – ’11“ geschrieben. Jarmusch, der unter anderem für seinen Film „Down By Law“ mit Waits arbeitete, nennt dessen Zusammenarbeit mit Corbijn „eine Achse böser Genies“. Was natürlich anerkennend und bewundernd gemeint ist.

Der US-Rock-Kritiker Robert Christgau („Village Voice“) macht sich auf die Suche nach dem Menschen Tom Waits. Was im Rahmen einer Buchveröffentlichung scheitern muss, wie er feststellt. Und doch erlauben Corbijns Fotos einen genaueren Blick auf den Künstler und hinter die Kunstfigur Tom Waits. Je älter der Musiker auf den Fotos ist, desto stilisierter sind diese. Und geben gleichzeitig den größten Einblick, je offensichtlicher die Inszenierung ist. Das klingt paradox und ist seiner gereiften Selbstverständlichkeit und – sicherheit als Künstler geschuldet. Die Vertrautheit mit dem Fotografen Corbijn, der Waits über einen Zeitraum von über 35 Jahren begleitete, spielt ebenfalls eine Rolle.

In einer Ausstellung im Amsterdamer Foto-Museum wird zusätzliches Material zu sehen sein, das den Entstehungsprozess beleuchtet. Amsterdam war es auch, wo Corbijn zum ersten Mal Tom Waits in den Fokus nahm. Und auch der griff für das Buch zur Kamera. Im zweiten Teil des Bandes sind Waits‘ Bilder und dazu verfasste Texte als skurrile Kuriositätensammlung zu sehen. Das ist so eigentümlich wie interessant – als bildender Künstler ist Tom Waits seinen Bewunderern nicht sehr geläufig.

Der Bildband „Waits/ Corbijn ’77-’11“ erscheint am 8. Mai bei Schirmer/Mosel in einer auf 6.600 Exemplare limitierten Auflage.

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