boulevard olley: Der Mann, der mit dem Kopf ein Haus abreißen will: Stoff für den Power-Britpop von SIX BY SEVEN

Sie sind auf der Suche nach einer gültigen und glaubwürdigen Definition von Punk? Zum Beispiel: Patrick Wagner von der Band Surrogat verlor einmal seine heißgeliebte Wohnung, weil er, statt die fallige Miete abzudrücken, verlängerten Studio-Aufenthalt für eine Platten-Produktion bezahlte. Was Six By Seven-Sänger Chris Olley damit zu tun hat? Er schuftete monatelang in der Teddybären-Fabrik seiner Frau, um seine Combo über Wasser zu halten. Die drei anderen Mitglieder trugen derweil Prospekte aus oder arbeiteten im Buchladen. Jetzt bitten sie alle gemeinsam: „Wir brauchen einen Hit!“. Ob ihnen das Warten auf den Durchbruch auch deshalb so lang wird, weil (wie auf dem neuen Album „The Way I Feel Today“ das Songmaterial disparat zwischen Lärmattacken und melancholischem Psychedelic-Pop hi- und herschlingert?

Einfallsreich sind die Band aus Nottingham und Textautor Chris Olley in jedem Fall geblieben – das Düsterstück „Cafeteria Rat“ basiert auf skurrilen Meldungen aus der Tageszeitung: „Da ist einmal dieser Mann, der sich in sein Büro einschließt und versucht, nur mit Hilfe seines Kopfes das ganze Haus zum Einsturz zu bringen. Dann geht es noch um ein reiches Pärchen, das, während es geschäftlich im Ausland unterwegs war, sein riesiges Anwesen für Foto-Sessions zur Verfügung stellte. Wenn die zwei zurückkamen, saß oft noch ein halbnacktes Model auf dem Bett und sie mussten auf dem Sofa übernachten.“

Über Travis will Chris (der vorgibt, ab und zu für den toten James Dean gehalten zu werden, doch eher wie James Dean Bradfield von den Manie Street Preachers aussieht) diesmal nicht lästern. Die seien weiterhin so etwas wie das „goldene Kalb“, das von der Musikindustrie gemolken wird, doch wünsche er ihnen von Herzen alles Gute – Chris Olley scheint zu wissen, was wirklich wichtig ist.

Schließlich ist er weit herumgekommen und hat aufgrund der Stationierung seines Vaters die ersten 18 Lebensjahre in den wichtigsten Metropolen Deutschlands verbracht: Detmold, Herford und Bad Salzuflen. Von Ostwestfalen ins Land des Britpop: Das soll ihm erst mal einer nachmachen.

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