BRENDA KAHN macht Folk individueller Art

In einer Kleinstadt aufzuwachsen, heißt, in der Hölle der Teenage-Langeweile zu schmoren. Entweder treffen sich alle im Einkaufszentrum oder glotzen TV. Oder klimpern auf der Gitarre, während Mama das Haushaltsgeld mit Klavierunterricht aufbessert. Ein Glück, daß das Traumziel auf der anderen Seite des Flusses liegt und Manhattan heißt.

Brenda Kahn träumte mit 13 den Traum ihrer Karriere. Mit 16 durfte sie ab Austauschschülerin nach Europa, mit 18 trampte sie allein durch Nordafrika, „Ich bin klein und wirke zierlich. Da wollen einen alle stets beschützen.“ Doch Miss Kahn sollte man nicht unterschätzen, denn sie ist zäh und übt sich täglich im Tai-Chi. Seit September ist sie mit Thomas, einem Meister der chinesischen Akupunktur, verheiratet. Ihm ist das einzige positive Liebeslied auf ihrem neuen, vierten Album „Outside The Beauty Salon“ gewidmet. Alle anderen Beziehungsgeschichten in ihren Liedern sind jedoch weniger rosarot, dafür aber realistisch.

„Alles, was ich seit Jahren in New York erlebe, ist kantig und spröde. Ich schleppe stets ein dickes Notizbuch mit mir nun, randvoll mit kleinen Alltagsepisoden. Ein paar dieser Notizen werden zu Kurzgeschichten, ein paar zu Songs und manche vergesse ich.“ 1990 erschien ihr alternative folk-Debüt „Goldfish Don’t Talk Back“. Dann kam 1992 der vermeintliche Durchbruch mit einem Majordeal, der jedoch nach der CD „Epiphany in Brooklyn“ endete.

„Ein komplettes Desaster. Sie fanden keine Marktlücke für mich. Meine Lieder sind unglamourös, und ich bin es auch. Lieber spiele ich in Clubs vor Leuten, die mich verstehen, statt mich zu Talkshows karren zu lassen.“ In den USA verstehen sie heute viele Fans. Sie ist eben der Typ, der statt in den Schönheitssalon zu gehen, lieber mit Hund Tika ein Bad nimmt. Macht mehr Spaß als ’ne Gurkenmaske.

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