Brian James: Gitarrist von The Damned stirbt mit 70

Brian James war ein Energiebolzen des frühen UK-Punkrock und zog später rastlos durch Bands und Soloprojekte

ROLLING STONE Badge
Empfehlungen der Redaktion

Zusammen mit den Sex Pistols, Buzzcocks und The Clash gehörten The Damned zu den großen Vier der frühen britischen Punk-Bewegung. Das Londoner Quartett um Sänger Dave Vanian und den clownesken Gitarristen Cpt. Sensible stand 1976 mit ihrer Debutsingle „New Rose“ (die sich natürlich als „neurose“ entpuppte) für einen ultraschnellen Gitarrensound.

Wie am Donnerstagabend (06. März) über den Facebook-Account von James bekannt geben wurde, ist der Rocker im Alter von 70 Jahren verstorben. Es gibt keinerlei Angaben zur Todesursache, im besagten Post heißt es lediglich, dass er im Kreise der Familie „friedlich von uns gegangen“ sei.

Wie es sich für die chaotischen Anfangsjahre des Punk gehörte, sind die Ur-Damned bereits nach dem zweiten Album „Music For Pleasure“ von Ende 1977 zerfallen. Für James begann ab 1978 eine ausgedehnte, fast fünf Jahrzehnte andauernde Tour durch zahlreiche Nachfolgebands, Soloprojekte und Re-Unions.

„Wir sind schockiert zu hören, dass einer der Ahnherren von The Damned, unser großartiger Kumpel Brian James, von uns gegangen ist“

Neben seinen Verdiensten als Mit-Autor von „New Rose“ nennt das Posting zu seinem Ableben auch seinen Einsatz bei den Grusel-Kult-Rockern The Lords of the New Church mit US-Sänger-Ikone Stiv Bators, die Band The Dripping Lips und das Projekt The Brian James Gang.

Sein Damned-Kollege Raymond „Captain Sensible“ Burns reagierte auf die Nachricht mit einem historischen Backstage-Foto der Beiden: „Wir sind schockiert zu hören, dass einer der Ahnherren von The Damned, unser großartiger Kumpel Brian James, von uns gegangen ist“, schrieb er.

„Welch Glück, dass ich ihn vor vielen, vielen Jahren kennengelernt habe. Aus irgendeinem Grund wählte er mich aus, um ihm bei der Musikrevolution zu helfen, die als Punk bekannt wurde.“

Amazon Music Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Amazon Music
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

James gründetet nach dem Damned-Ende eine Kurzzeitband mit dem seltsamen Sprachenmix-Namen Tanz Der Youth und tourte mit Iggy Pop. Bei seinen Solosingles „Ain’t That A Shame“ und „Why, Why, Why?“ saß kein Geringerer als Stewart Copeland von The Police an der Schießbude.

Zusammen mit dem Stiv Bators (der bereits 1990 nach einem Unfall in Paris verstarb) folgte die stilbildende Proto-Gothic-Truppe The Lords of the New Church, die zwischen 1982 und der Auflösung 1989 immerhin drei Alben und eine EP einspielten.

Reunion-Konzerte von The Damned

Seit Ende der Achtziger, etwa Juni 1988 im Londoner Town and Country Club, gab es immer wieder Reunion-Konzerte von The Damned, bei den auch James mitwirkte.

Nach seinem Projekt Dripping Lips schloss er sich 2001 mit Wayne Kramer von MC5, Duff McKagan von Guns N‘ Roses, Stewart Copeland und Clem Burke zu der Supergroup Racketeers zusammen. Das Album „Mad for the Racket“ legt Zeugnis davon ab.

Das Ur-Thema The Damned sollte James weiterhin verfolgen. Im Oktober 2022 traf er nach Ende der Pandemie noch einmal auf seine alten Mitstreiter für fünf Retro-Shows in Großbritannien.

In seinem „X“-Requiem betonte Kollege Captain Sensible den Einfluss von James auf sein Leben und ergänzte, dass die Urmitglieder von The Damned „alle bereit waren, es noch einmal zu tun … Doch das wird jetzt leider nicht mehr passieren.“ Er fügte hinzu, dass The Damned heute (Freitag, 7. März) in Sao Paulo, Brasilien, spielen werden und „das Set (und ein paar seiner Solo-Songs) Brian James widmen werden. Ohne ihn hätte es The Damned nie gegeben“.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.