Butthole Surfers – Hamburg, Markthalle

Die Butthole Surfers haben Angst vor ihren Fans – nicht ohne Grund. Seltsame Gestalten lungern da vor der Bühnenabsperrung in der Markthalle, in der sonst nie Bühnenabsperrungen aufgestellt werden. Die Frau vor mir sieht aus wiejuliette Lewis, kann aber noch viel dreckiger lachen, und der Typ daneben hat die Statur eines Sumo-Ringers – was ihn nicht daran hindert, während des Konzerts grazil wie eine Ballerina zu tänzeln. Wer in die Gesichter der anderen Zuschauer sieht, entdeckt zweierlei: Narben und Falten.

Denn die Texaner sind die einzigen aus jenem Zirkel, der sich einst Indie-Rock nannte, bei dem die Anhänger so alt sind wie die Band. Vor neun Jahren gaben sie zum letztenmal eines ihrer spektakulären Konzerte in Hamburg. Wer da war, ist auch heute wieder anwesend. Die Butthole Surfers sind die Rolling Stones der Underdogs. Genauso abgebrüht sind sie übrigens auch, auf ihre Wfeise.

Während sich die Band vom behäbig bollernden HipHop-Track „Pepper“ zu den schnelleren Stücken des neuen Albums „Electriclarryland“ kämpft, zum schneidenden „Cough Syrup“ oder zu „Jingle Of A Dog’s Collar“, zeigt Sänger Gibby Haynes die Routine eines Pornodarstellers: Ich fick‘ euch alle, und ich muß dabei nicht mal schwitzen! Er raucht Kette, schüttet sich ein Bier nach dem anderen rein, fummelt ein bißchen an seinem Stimmenverzerrer rum. Und bei der Ballade „TV Star“, das paßt ins Bild, kratzt er sich an den Eiern. Kein Mann für die große Samstagabendshow.

So sind sie, die Butthole Surfers. Großartig, wie sie sich in knapp eineinhalb Stunden zwischen Punk, Country sowie Metal wälzen, ohne davon etwas zu sein, und wie sie dabei fast unmerklich das Tempo anziehen, um mit der letzten Zugabe bei rasenden Grindcore-Stakkati zu landen. Eine sture Band, aber nicht stumpf.

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