Camille

Madame Sonderbar

Das Debütalbum der Französin Camille war ein Glücksfall: Songwriter-Folk, Chanson und eine Art Cafehaus-Jazz gingen unkompliziert zusammen – die ausgebildete Tänzerin und studierte Politikwissenschaftlerin fiel auf, weil sie nicht bloß „Le Pop“-Klischees wiederkäute. Seither hat Camille mit vielen Musikern kollaboriert, war wild-sinnliche Intellektuelle, bockige Kindfrau und facettenreiche Künstlerin zugleich – und hat nun ein Album gemacht, das dem potentiellen Zuhörer wieder keine Zeit zum Verweilen läßt. Auf „Le Fil“ hört man fast ausschließlich ihre vielfach mit sich selbst verwobene Stimme, die gleichzeitig Hintergrundakkorde, Perkussion und Lead Vocals liefert. „Ich wollte meinen Gesang erforschen, um zu sehen, was in ihm steckt und wie weit ich gehen kann“, erklärt sie. „Beim Singen entsteht ja etwas Besonderes, etwas Unverfälschtes, das jedes weitere Instrument nur verwischt.“ Man denkt an Björk, aber Camille ist trotz der Konzeptlastigkeit zu sinnlich und zu sehr den harmonischen Traditionen verpflichtet. „Es geht mir nicht um Fremdheit. Ich will verstanden werden“, plädiert Camille – und hofft, daß die Leute nicht nur denen zuhören, die man leichter versteht.

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