Claudia und Conny, Zwillinge und Ex-Fanzine-Macherinnen aus München, haben die Sneaker Pimps getroffen und sind jetzt Ultrafox. Eine Erfolgsstory

Den „Baby, ich bring dich ganz groß raus“-Trick gibt es sowieso nicht mehr, auch wenn zerfurchte Zuckerpapas aus „dem Biz“ vielleicht behaupten, dass sie auf die Art ihre Betten notdürftig warm halten. Wenn Cornelia und Claudia Holzer aus München (nennen wir sie im Folgenden doch Conny und Claudi) erzählen, wie sie neulich mit den Sneaker Pimps eine Platte aufgenommen haben, müssen sie trotzdem prophylaktisch vorausschicken, sie seien keinesfalls Groupies oder Püppchen. Sie müssten nur mit der besagten Platte wedeln, denn dass es die tatsächlich gibt, ist der beste Beweis: eine adrette Doppel-Vinyl-Single (siehe oben rechts) der britischen Firma Loser Friendly, „Cloakroom Girl“ von Ultrafox. Ultrafox, das sind die Holzers, andere Namen werden auf dem Cover nicht erwähnt.

Conny und Claudi sind keine Groupies, eher Fans. Die 23-jährigen Zwillinge haben schon ab Teenager zusammen das Fanzine „Crystal Clear“ gemacht, mit unverhältnismäßigen Interviewstrecken über Feeder oder Gomez, heute arbeitet Conny als Pop-Promoterin und Claudi bei einem Musikverlag. Die Sneaker Pimps haben sie nur kennengelernt, weil sie im März vor zwei Jahren für ein Placebo-Konzert bis nach Dresden gefahren sind, ohne Backstage-Pässe oder so. „Weil es halt am Wochenende war.“ Als die Jungs von der Vorgruppe selbst die T-Shirts verkauften, kam man ins Gespräch. Und als die Tour in Amsterdam angelangt war und die Mädchen doch „zum dritten oder vierten Mal“ herbeigereist kamen, fragte Sneaker Pimps-Keyboarder Liam Howe, ob sie singen könnten. „Wir wussten auch nicht genau, was die wollen. Singen kann ja vieles heißen“, meint Conny. Was soll man da sagen? Natürlich ja.

Howe und Bassist Joe Wilson, die Projektleiter, hatten es freilich auf den deutschen Stimmen-Sound abgesehen. Kraftwerk-Fans, wie halb Großbritannien. Die vier Stücke auf „Cloakroom Girl“ klingen auch reizvoller als alles, was die Sneaker Pimps zuletzt fabriziert haben, vampiresk kahler Electro-Disco mit Texten, die die Holzers bei den Sessions in London rührend ins Deutsche übersetzt und sprechgesungen haben. So, dass die hörbare Unsicherheit darüber, was die zwei Pimps daraus wohl mixen würden, eine gruselige Coolness abgibt. Am Ende also eine Geschichte davon, wie zwei Fans ihrer Band die eigene Platte aus den Rippen geleiert haben. Ein Album soll kommen, irgendwann sogar Geld, und mit den Sneaker Pimps wird nicht geworben. „Die sind in England eh unten durch, seit sie Kelli rausgeworfen haben“, sagt Claudi. Ach, vergesst Kelli.

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