Das Gestern von heute
Die Schauspielerin
Bibiana Beglau liebt den Neo-Krautrock von Kreidler und die Coverkunst von Andro Wekua.
Foto von Sven Jacobsen
Schallplatten mag ich sehr gerne. Aber es ist immer schwierig, sie zu hüten. Ich musste vieles mehrmals kaufen. Hüsker Dü zum Beispiel oder Flipper. Vor Kurzem hat mir ein Freund eine ganze Sammlung geschenkt, die von dem Pianisten Alfred Brendel zusammengestellt wurde. Viel Klassik natürlich – Beethoven vor allem -, nur ein bisschen zu wenig Schostakowitsch für meinen Geschmack. Aber natürlich trotzdem toll.
Eine Band, die ich immer mochte, ist Kreidler. Als ich anfing, mich ernsthaft für Musik zu interessieren, habe ich auch viel Sensorama und Vladislav Delay gehört, aber Kreidler waren anders – viel härter, sehr deutsch. Es ist schwer, über Musik zu sprechen. Ich habe mir extra Notizen gemacht. (Holt Notizbuch heraus) Hier habe ich geschrieben: „klaustrophobische Klangbilder“. Und als ich das Cover zum neuen Album „Tank“ sah, dachte ich: Das passt ganz wunderbar zu dieser Musik. Man muss gleich an Kraftwerk denken. Aber die Musik von Kreidler hat etwas Abgründiges. Sie erinnert mich teilweise an Filmsequenzen von David Lynch: nachts auf einsamen Straßen fahrend, wo die Unterbrechungen des Mittelstreifens durch das Scheinwerferlicht den Rhythmus vorgeben. Die Installation auf dem Cover stammt von dem georgischen Künstler Andro Wekua. Ich mag seine Arbeiten sehr. Erst kürzlich habe ich eine Ausstellung von ihm in Wien gesehen. Sehr gruselig. Eine Art von Surrealismus eigentlich – düster-grelle, vielschichtige Konstruktionen, die anscheinend immer wieder in Vergangenheiten zurückgreifen und sich dann Collagen-artig im Jetzt neu zusammensetzen. So wie bei Wekua die Farben, sind es bei Kreidler die feinen Klangkonstruktionen die sich in die Köpfe spinnen. Aufgezeichnet von Maik brüggemeyer