Das Reh auf dem Eis

Mit sonderbarer Musik reizt der junge Enik mögliche Pop-Rollen aus

Nein, in diesem Punkt signalisiert er nicht nur artige Zustimmung der Mann ist ehrlich begeistert. „Das ist doch super“, meint Enik. Super, wenn man ihm auf die Nase zusagt, daß er schon auch mal so klinge wie David Bowie oder Tom Waits. So was stört den Münchner Musiker nun überhaupt nicht, gern gibt er selbst ein paar Namen gratis dazu. Falco zum Beispiel, den er für mit das Größte hält, was zuletzt in Mitteleuropa passiert ist.

Aber das alles sind ja nicht unbedingt die schlechtesten Kennmarken für einen, der gerade am Anfang der Karriere steht. Außerdem hat der 25jährige da so seine eigene Theorie. Denn erstens ist Musik für ihn „eine Gefühlssache, hundertprozentig“, und zweitens eben „eine gute Sprache, um Gefühle auf die Essenz zu bringen“. Eine Sprache aber muß man auch erst lernen, und das geschieht am besten beiläufig, beim Hören, mit den Worten und all dem, was andere bereits gesagt haben. Enik hört. Und läßt es einfließen in seine Musik.

Die surrealen Züge von Bowie, das Theater, das bei Waits in der Luft schwebt. Auch Jazz hier und da Artrock. Elektronica wird ins Punk-Format gestaucht, und harsche Rockgitarren schlittern an beseelten Balladen vorbei.

Eniks Musik ist ein Chamäleon. Schroff wechselt es die Farben in „The Saisons In Between“, dem ersten Album nach einer EP und einem Gastauftritt beim Elektronik-Duo Funkstörung. Seine Stimme klingt dabei oft, als müsse sie über brüchiges Eis – noch nichts ist hier sicher eingerichtet, ohne sich dabei allzuweit vom Lied wegzubewegen. Eine Prinzipienfrage für einen, der Pop als Bühne begreift, als Platz für Rollenspiele. Durch die Musik schlüpft dabei das Leben mit seinen Erfahrungen. All das, sagt Enik, „inszeniert in einem Theaterstück“. Ist bei Waits und Bowie auch nicht anders.

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