De La Soul verbinden HipHop und Jazz mit dem Kampf gegen Klischees

Eine Band erfindet sich neu, und das mit jedem Album. Die Plattenfirmen-Angestellten, die De La Soul vermarkten müssen, sind wirklich nicht zu beneiden. Im Rhythmus von zwei Jahren präsentiert das HipHop-Unternehmen aus Long Island radikale Relaunchs. Die einzige sichere Konstante bildet die Konsequenz, mit der sie ihre Verwandlungen vorantreiben. Und das Wissen, daß Identität und Image kein Wortpaar bilden. „Viele Leute haben die ständigen Veränderungen im Sound als Orientierungslosigkeit gedeutet“, erklärt Pos. „Dabei war es immer ein sehr bewußter Kampf gegen Klischees.“ Ende der 80er Jahre läuteten Pos und seine Freunden Maze und Trugoy mit ihrem Meilenstein “ Three Feet High And Rising“ das daisy age ein. Samples, die so knallig wie die dicken Gänseblümchen-Farbkleckser auf dem Cover daherkamen, machten HipHop einem großen Publikum zugänglich. Für ihre versöhnliche, bekiffte Haltung wurden De La Soul als Hippies gebrandmarkt. Die Antwort: Auf dem Cover zum nächsten Album sieht man einen umgestoßenen Topf mit Gänseblümchen, der Titel lautet sinnfällig „De La Soul h Dead“. 1993 veröffentlichten sie „Buhloone Mindstate“. sicherlich das verkannteste Album der drei. Alle redeten zu dieser Zeit vom ]azx thing, und auch sie näherten sich hier dem Jazz. Allerdings auf eigene Weise. Sie lassen alte Helden wie Maceo Parker oder Pee Wee Ellis relativ lange Passagen bestreiten, um dann harsche Raps dagegen zu setzen. Auf Verbindlichkeiten, die Kollegen zeitgleich im generationsübergreifenden Spiel suchten, verzichteten sie. So kommt das Werk wie eine gewagte, verspielte Versuchsanordnung daher.

„Stakes Is High“, das neue Album, wirkt dagegen wieder äußerst seriös. Und superdringlich. Das zeigt schon die Tatsache, daß De La Soul den Titeltrack als Single auskoppeln. Ein wuchtiges und wortreich ausholendes Stück. Die Chart-Chancen werden konsequent außer acht gelassen – weil hier in wenigen Minuten alles gesagt wird, was De La Soul 1996 ausmacht. Es wird gegen alte Rollenmuster im HipHop gewettert, gleichzeitig die eigene Position überprüft.

Ein Themengeflecht, das sich über die gesamte LP zieht. „Der Titel ‚Stakes Is High‘ läßt sich auf zwei Ebenen verstehen“, erläutert Trugoy. „Zum einen geht es darum, die von uns gebrachte Leistung noch einmal zu toppen, zum anderen werden Leistungen sozialer Art gefordert. Wir haben inzwischen Kinder, und da entwickelst du ein gewisses Verantwortungsgefühl. Zudem gibt es eine Menge, was uns am heutigen HipHop und seiner Präsentationsform mißfällt. Wir wollen da kein Blatt vor den Mund nehmen.“ Die Meßlatte lag verdammt hoch vor Veröffentlichung. Doch De La Soul, da darf ausnahmsweise mal das Presse-Info-Schwatzblättchen paraphrasiert werden, überwinden sie ein weiteres Mal. In einer recht komischen Doppelfunktion allerdings: als Nestbeschmutzer und Bewahrer des HipHop.

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