Definitiv depressiv

Auch mit seiner neuen Band The Fog erzählt J. Mascis wieder Geschichten von großer Tragik

Von Künstlern, deren Songs von jeher Titel wie „I Don’t Think“, „I’m Insane“ oder „Don’t“ trugen, kann man Redseligkeit nicht unbedingt erwarten. J. Mascis, Kopf der wohl endgültig dahingeschiedenen Dinosaur Jr“ eilt der Ruf des verschüchterten Misanthropen ja bereits seit Jahr und Tag voraus. Tatsächlich scheint es, als drohe der 34-Jährige einzuschlafen, während er leise und nachdenklich über seinen neuen Streich „More Light“ unter dem Bandnamen J. Mascis‘ The Fog redet. Zudem ist Mascis auf der Suche nach einer ganz bestimmten deutschen Gummibärchensorte, die ihm tags zuvor ganz vorzüglich gemundet hat, aber nun nirgends mehr aufzutreiben ist. Dabei ließen die Alben der SST-Legende fast immer auf härteren Stoff schließen. „Drogen habe ich das letzte Mal mit zwölf genommen, danach hab ich’s aufgegeben. Die Leute dachten immer, dass wir eine von Drogen beeinflusste Band gewesen wären. Dabei war nur das Album, wo „Feel The Rain‘ drauf ist, etwas vom Bierkonsum geprägt. Wie hieß die Platte noch gleich?“ Der Mann mit der Baseball-Mütze meint „Without A Sound“ – und spricht nun erst mal über seine Hobbys: Ski fahren, Golfen und Tauchen. Auf Jamaika sah man ihn diesen Sommer in Taucherausrüstung umherlaufen, mit Robert Smith hat er ein paar Mal Pingpong gespielt.

Wie frühere Dinosaur Jr.-Werke ist auch das von Kevin Shields (My Bloody Valentine) produzierte und von Mascis traditionell im Alleingang eingespielte „More Light“ nicht frei von Tragik und Leidensgeschichten, die kaum ein anderer stimmlich so gekonnt umsetzen kann wie Mascis. „Ich bin definitiv depressiv. Das ist bei mir ein generelles Lebensgefühl, seit ich ungefähr fünf Jahre alt bin. Ich versuche aber; optimistisch zu sein. Ich denke zwar noch oft daran, mich umzubringen, aber ich bin mir heute sicher, dass dies keines meiner Probleme lösen würde. Vielleicht waren Dinosaur Jr. ja in Deutschland so beliebt, weil es eines der großen Selbstmord-Länder ist.“ Es ist ganz und gar keine Beleidigung zu konstatieren, dass Mascis heute genauso klingt wie immer. Fast fühlt man sich ins Jahr 1987 zurückversetzt und kann sich auf die Ende des Jahres anstehende Tour freuen, bei der auch Minutemen/fIREHOSE-Bassist Mike Watt dabei sein wird.

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