Der erste Dandy

Nachdem Sebastian Horsley sich wieder einmal mühsam am eigenen Schopf aus dem Drogensumpf gezogen hatte, reiste er im August 2000 zur Läuterung auf die Phillippinen. Unweit von Manila lassen sich jedes Jahr an Karfreitag junge Filipinos mit Nägeln in Füßen und Händen ans Kreuz schlagen. Horsley war der erste Vertreter der westlichen Kultur, dem – nach gehöriger Überzeugungsarbeit – erlaubt wurde, an diesem Ritual teilzunehmen. Er sah sich da, wie er in „Dandy in der Unterwelt“ schreibt, in der Nachfolge Jesu Christi, der der erste Dandy überhaupt gewesen sei. „Stil bedeutet ja weit mehr, Leute anzuziehen als Sachen. Alle Stylisten ziehen Leute an – nur nicht mit den schauderhaften Klamotten Christi.“ Eine halbe Stunde sollte Horsley ursprünglich am Kreuz hängen, doch schon nach wenigen Minuten brach das Brett, auf dem er stand, und er stürzte ohnmächtig hinab. „Jesus ließ sich kreuzigen, um die Menschheit zu retten“, schreibt Horsley in seinem Buch selbstironisch. „Ich hatte mich kreuzigen lassen, um meine Karriere zu retten. Meiner Meinung nach war keiner von uns erfolgreich.“

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