Der große Glanz der späten Jahre

Mit „Band Of Joy“ erweitert Plant das „Raising Sand“-Konzept und ein weiteres Mal gelingt ihm wunderbare Musik.

Am Anfang steht „Angel Dance“ von Los Lobos, im Original ein leicht swingender East-L.A.-Soulrock mit klarem Gesang und sauberen Gitarren. Buddy Miller spielt das gleiche Riff schmutziger, durchaus Led-Zeppelin-artig. Da ist es wieder, das Archaische, das „Raising Sand“ zu einem so vortrefflichen Album machte. Die Band Of Joy klingt fabelhaft, der Sound ist ikonograpisch amerikanisch und uralt. Eat your heart out, T Bone Burnett! Miller kann es auch.

Der pelzige Gitarrensound steht auch am Anfang von Richard Thompsons „House Of Cards“ – wieder wird das klare, mit allerlei folkloristischen Instrumenten drapierte Original abgedunkelt. Jetzt hören wir zum ersten Mal Patty Griffin, die an die Stelle von Alison Krauss tritt und den Nashville-Stil freilich ebenso singen kann. „Central Two-O-Nine“ stammt aus der Feder von Plant und Miller, ein englischer Folk-Rock mit offen gestimmter Zwölfsaitiger und Mandoline – man erkennt jetzt ganz deutlich, dass Plant „Led Zeppelin III“ als Referenz im Kopf hatte, jene großartige Platte an der Grenze zwischen akustisch und elektrisch, Folk und Rock.

Dass Plant es ernst meint mit dem Eklektizismus, zeigt die nächste Wahl. „Silver Rider“ ist einer von zwei Songs der amerikanischen Slowcore-Mormonen Low. Miller macht sein Delay an und öffnet einen weiten Raum, in dem Plant eine traumartige Stille verbreitet. Das Apathische des Originals bleibt, doch die Band Of Joy macht aus dem gegen den Strich gebürsteten Indie-Lied eine unheimliche, schwerfällig trottende Country-Folk-Messe. „Monkey“ von Lows 2005er-Album „Great Destroyer“, wiederholt dieses Konzept. Dann kommt mit „Cindy, I’ll Marry You Sometime“ und „Satan Your Kingdom Must Come Down“ zweimal Folklore. und Townes Van Zandts „Harm’s Swift Way“ wird zum erhebenden Folk-Rock.

Freilich kann diese Platte nicht so überraschend sein wie der Vorgänger. Aber wer wollte das bemängeln, wenn das Niveau so hoch ist? Plant, vor einigen Jahren noch ein Ex-Rockstar mit zwiespältigen Soloplatten, erschafft sich ein superbes Alterswerk.

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