Der Wirbel um die BEATLES entpuppt sich als fauler Zauber

Am 21. November 1995 n. Chr. hob die Plattenfirma EMI die Naturgesetze auf: „Der Tag, an dem die Erde stillsteht“, war prophezeit worden, denn es begab sich zu jenem Datum, daß aus den Archiven der Abbey-Road-Srudios nie gehörte Aufnahmen der berühmten Pop-Band The Beatles die Welt erreichten. EMI-Vorsteher Helmut Fest hatte sich zur Feier der historischen Stunde um drei Uhr morgens ins Zwischen-Lager bemüht, wo er die Schätze in Empfang nahm und den versammelten Fernseh-Teams den D-Day verkündete. Allein die „Bild“-Hotline wußte da schon, was zu hören sein würde, und das stets brandaktuelle Branchen-Blatt „MusikWoche“ berichtete noch am selben Tag vom „großen Bahnhof für die Beatles“.

Es war ein Zug nach nirgendwo, denn „Anthology I“ enthält nur Bagatellen, Kuriositäten und Studio-Ramsch. Das Geisterlied „Free As A Bind“ stimmte Experten wie die Chanteuse Nicole („Ganz ehrlich: Ich bin ein bißchen enttäuscht“) ein bißchen traurig, und Beatles-Fan Udo Jürgens analysierte in JBunte“ streng: Zwar habe er „noch nicht die Zeit gehabt, beide CDs in Ruhe durchzuhören“, doch „viele Titel sind altbekannte Nummern“. Allerdings schlügen zwei Herzen in seiner Brust, dies seien irgendwie doch nicht die richtigen Beatles. Und John Lennon ist noch immer tot, frei wie ein VogeL Andere Kenner, wie der Teufelsgeiger Helmut Zacharias, attestierten dagegen, atemlos vor Entzücken, eine „Superproduktion!“, die Pfeife Claudia Schiffer wollte sogar unbedingt „einen der wunderschönsten Songs, die je geschrieben wurden“, gehört haben.

Nur die Erde blieb von dem Beben unbeeindruckt. Und sie dreht sich doch!

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