Liste

Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten

ROLLING STONE hat die einflussreichsten und legendärsten Musikproduzenten aller Zeiten aufgelistet und erklärt, wie sie die Musikwelt verändert haben.

Rick Rubin

Johnny Cash, Kanye West, Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers, AC/DC. Allein dieser kurze Auszug aus der Diskographie Rick Rubins lässt keinen Zweifel am Status des 1963 in Long Island, New York geborenen Produzenten und Label-Betreiber. Nicht nur untermauert dies das Level, auf dem Rubin arbeitet. Gleichzeitig beweist es seine Vielseitigkeit.

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Es ist ihm egal, ob er mit Rappern, Rock-Bands oder Pop-Stars wie Adele Alben aufnimmt. Das einzige Kriterium ist, dass die Musik etwas in ihm auslöst. Seine spirituelle Veranlagung spielt dabei eine große Rolle, die nicht immer jedermanns Sache war. Malcom Young von AC/DC beteuerte, dass die Zusammenarbeit mit Rubin für das Album „Ballbreaker“ ein Fehler gewesen sei. Dem Erfolg des Albums tat dies keinen Abbruch.

Frühstarter

Mit Russel Simmons gründete Rubin in den 1980ern im Alter von 21 Jahren das Label Def Jam Recordings, er entdeckte und förderte Künstler wie die Beastie Boys, LL Cool J oder Public Enemy und erarbeitete sich schnell einen weltweiten Ruf. Komplikationen konnte dies indes nicht verhindern. Nach einem Streit mit Simmons gründete er das Label Def American, das 1993 in American Recordings aufging. Seit 2007 sitzt Rubin in der Chef-Etage des Sony-Labels Columbia. Eine ausgiebige Dokumentation über den legendären Produzenten feiert auf dem SXSW Festival 2019 in Austin, Texas ihre Premiere.

Rick Rubin Promo-Bild
Rick Rubin

Brian Wilson

Neben den üblichen Verdächtigen – Beatles, Stones, Dylan – hat wohl niemand das musikalische Bild der 1960er so sehr beeinflusst wie Brian Wilson. Wer Surf sagt, muss auch Beach Boys sagen. Erst die British Invasion konnte dem maßgeblich durch die Beach Boys geprägten Genre seine Popularität in den USA streitig machen. Dabei stand ihr Meisterwerk unter Federführung von Brian Wilson zu diesem Zeitpunkt erst bevor.

Das Album „Pet Sounds“, gemeinsam mit der Folge-Single „Good Vibrations“, erweiterte 1966 die Wahrnehmung dessen, wie man ein Musik aufnehmen und produzieren konnte. Es verschaffte den Beach Boys um Brian Wilson Weltruhm und gilt bis heute als eines der wichtigsten Alben der Musikgeschichte.

Wilson hegte vor der Produktion von „Pet Sounds“ den Wunsch, „Rubber Soul“ der Beatles gleichzukommen, von dem er tief beeindruckt war. Ein riesiger Ehrgeiz, Erfahrungen mit allerlei Drogen und natürlich das unausweichliche Talent ermöglichten es ihm, dieses Ziel zu erfüllen. Im Umkehrschluss inspirierte das Album die Beatles und George Martin bei der Produktion von „Sgt. Pepper’s“.

Doch auch dieser Ritterschlag konnte nicht vermeiden, dass Brian Wilson psychisch immer instabiler wurde. Der empfindsame und auf dem rechten Ohr taube Musiker und Produzent litt schon seit Längerem an Nervenproblemen. Ein Zusammenbruch 1964 veranlasste ihn dazu, nicht mehr an Tourneen der Beach Boys teilzunehmen.

Der Kampf mit sich selbst

Seine Depressionen macht das Arbeiten in Folge von „Pet Sounds“ streckenweise unmöglich und verschaffte dem dubiosen Psychiater Eugene Landy Schritt für Schritt einen immer intensiveren Zugang zu Wilsons Leben. Landy vereinbarte mit Beach Boy und Wilson-Bruder Carl, für seine Dienste 25 Prozent der Tantiemen aus den Urheberrechten Brian Wilsons zu erhalten, nachdem die übliche Bezahlung seiner Behandlung immer teurer wurde.

Zu Beginn der 1990er musste Carl Wilson das Recht auf Vormundschaft gegenüber Brian Wilson einklagen. Eugene Landy hatte es zuvor beantragt. Die Lage um einen der herausragendsten Produzenten des 20. Jahrhunderts beruhigte sich nach der destruktiven Zeit mit Eugene Landy.

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George Martin

„Ziemlich lausig, schlecht balanciert, keine guten Songs von einer sehr ungeschliffenen Gruppe. […] Aber irgendetwas klang interessant“, soll George Martin in Erinnerung an die ersten Beatles-Aufnahmen gesagt haben, die er je hörte. Die vier Liverpooler, damals noch mit Pete Best am Schlagzeug, wurden von den Labels Decca, Pye, Philips, Oriole sowie den EMI-Tochterlabels Columbia und HMV abgelehnt. Martin lud sie als Verantwortlicher der ebenfalls zu EMI gehörenden Parlophone letztlich zu Probeaufnahmen in die Abbey Road Studios ein.

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6. Juni 1962 – Abbey Road Studios, London

Der 6. Juni 1962 erwies sich als schicksalhafter Tag für die gesamte Entwicklung der Pop-Musik, wenn auch nicht für Pete Best, der aufgrund seiner mangelnden Fähigkeiten am Schlagzeug auf wenig Begeisterung bei George Martin stieß. Ringo Starr ersetzte Best nach „Love Me Do“ (auch wenn die Aufnahme zur ersten Beatles-Single vom Studio-Schlagzeuger Andy White eingespielt wurde), und die Geschichte der Beatles nahm ihren Lauf. Bis zur Auflösung der Fab Four produzierte Martin sämtliche Alben und bis auf eine Ausnahme auch jede Single. Den Titel als „fünfter Beatle“ trägt er damit sicherlich nicht zu Unrecht.

George Martin war einer der Pioniere der Studioarbeit, die einen Aufnahmeraum nicht einfach nur als Ort für Tonaufnahmen und die dazugehörige Technik als Mittel zum Zweck sahen. Gemeinsam mit den Beatles entwickelte er das Studio zu einem eigenen Instrument. Ähnlich wie Brian Wilson dehnte er die Auffassung dessen, wie die Aufnahmetechnik verwendet werden konnte. Praktiken, die bisher bei Avantgardisten wie Karlheinz Stockhausen angewendet wurden, hielten Einzug in die Pop-Musik.

Martin produzierte neben den Beatles zahlreiche weitere Beat-, Jazz- und später auch Pop-Musiker. Etwa die berühmte Version von „You’ll Never Walk Alone“ von Gerry & The Pacemakers entstand unter seiner Regie. 1996 erhob ihn Queen Elizabeth II in den Ritterstand, sodass er sich fortan Sir George Martin nennen durfte. George Martin verstarb am 8. März 2016 in Swindon, England.

George Martin im Studio mit Paul McCartney, John Lennon und George Harrison.

Phil Spector

Nachdem die Beatles sich bereits getrennt hatten, wurde der New Yorker Phil Spector von Allen Klein mit der Ausarbeitung und Fertigstellung von „Let It Be“ beauftragt. John Lennon befürwortete das Engagement Spectors beim letzten Album der Band, doch Paul McCartney lehnte es ab. Einer der Gründe war die intensive Orchestrierung und der Einsatz von Background-Sängerinnen.

Die sogenannte „Wall Of Sound“, Phil Spectors akustisches Markenzeichen und Bezugspunkt von McCartneys Kritik, verschaffte ihm bereits zu Beginn der 1960er-Jahre großen Erfolg. Zunächst verzeichnete er 1958 den Hit „To Know Him Is To Love Him“ mit dem von ihm gegründeten Trio The Teddy Bears. Daraufhin verlegte er seine Kerntätigkeit ins Studio. Schnell stieg der exzentrische Spector zu einem der gefragtesten Produzenten der USA auf.

Phil Spector mit seiner späteren Ehefrau Ronnie Bennett.

Die Wall Of Sound

Eines der frühsten Beispiele der „Wall Of Sound“ ist die 1962er-Single „He’s A Rebel“ der Crystals. Spector ließ eine Vielzahl an Musikern in einem kleinen Aufnahmeraum der Gold Star Studios in Los Angeles über Stunden hinweg einen Take nach dem anderen spielen. Die genauen Klangvorstellungen des Produzenten ergaben einen Kraftakt für die meist hervorragend ausgebildeten Studio-Musiker wie die der Wrecking Crew, jene legendäre Session-Band, die auch auf „Pet Sounds“ der Beach Boys zu hören ist.

Bei diesem Prozess sollten beispielsweise zwei Schlagzeuger, vier Pianisten, drei Gitarristen sowie diverse Blas- und Streichinstrumente einen extrem verdichteten Sound ergeben, der nach der Aufzeichnung in eine Echokammer überspielt wurde. Die dort mit dem Hall angereicherte Spur wurde der ursprünglichen Version hinzugemischt und ergab eine zugleich extrem dichte und äußerst große klangliche Illusion. Eben eine Wand aus Klang, eine „Wall Of Sound“. Ihren Höhepunkt erreichte diese Aufnahmetechnik im Song „Be My Baby“ der Ronettes 1963. Ziel war ein besonders durchsetzungsfähiger Sound über die damals üblichen Transistor-Radios.

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Trotz der prägenden Leistung als Musikproduzent ist Phil Spectors Leben von Skandalen und Verbrechen überschattet. Seine Frau Ronnie verließ ihn 1972 nach einer Ehe voller Misshandlungen. Seit 2009 sitzt Spector eine mindestens 19-jährige Freiheitsstrafe ab, nachdem er 2003 die Schauspielerin Lana Clarkson in seinem Haus erschoss.

Dr. Dre

Bis heute ist „Straight Outta Compton“ von N.W.A. die unübertroffene Blaupause für dämliches Vorgehen, wenn man als FBI die Verbreitung eines Albums verhindern möchte. Das konservative, weiße Amerika fühlte sich durch den Song „Fuck Tha Police“ derart auf den Schlips getreten, dass sie N.W.A. um Dr. Dre als den Stereotypen des gefährlichen, schwarzen Afro-Amerikaners stilisierten.

Der Brief des FBI, den das Label des noch jungen Rapper-Kollektivs mit der Aufforderung zum Stopp der Verbreitung erhielt, bewirkte natürlich das komplette Gegenteil. Jeder wollte hören, was das FBI zu verbieten versuchte. Ein besseres Marketing hätte man sich nicht wünschen können.

Dr. Dre wurde durch den Verkauf seiner Kopfhörer-Marke Beats by Dr. Dre zum Milliardär.

Dr. Dre setzte als Produzent das erste große Ausrufezeichen des Gangsta-Raps von der amerikanischen West-Küste. Davor legte er regelmäßig als DJ in Los Angeles auf. Im Gegensatz zu seinen späteren Produktionen schlug er dabei eine stärker elektronische Richtung ein. Weniger Samples, mehr Synthies. Trotz eines ersten lukrativen Plattenvertrags mit der World Class Wreckin‘ Cru verließ er die Gruppe 1985 und gründete wenig später N.W.A..

Produzent und Geschäftsmann

Sowohl die Musik als auch die Texte entsprachen dabei den sozialen Hintergründen der Mitglieder und ihrem Alltag. Scheidungskinder, schlechte Leistungen in der Schule, Drogen, Kriminalität – das ABC des Gangsta-Rap entstand. Die Liste der Rapper und Produzenten, die diesen Weg nachahmten oder erweiterten, ist unendlich.

Im Laufe der Jahre zertritt sich Dr. Dre mit diversen Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern, verließ Plattenfirmen, gründete neue und entwickelte dabei stetig seinen kreativen Output. Auf sich selbst fixiert war er dabei allerdings keineswegs. Immer wieder verhalf er talentierten Rappern zu Weltkarrieren, darunter Snoop Dogg, Eminem und Kendrick Lamar. 2014 wurde er durch den Verkauf seiner Kopfhörer-Marke Beats by Dr. Dre zum ersten Hip-Hop-Milliardär der Geschichte.

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Sam Phillips

Ohne Sam Phillips kein Elvis Presley, kein B.B. King, kein Johnny Cash. Nicht auszudenken, welchen Weg die Musikgeschichte somit genommen hätte. Anfang 1950 eröffnete Phillips den Memphis Recording Service, ein kleines Aufnahmestudio gedacht für jedermann. Nach einem ersten Flop in Form des eigenen Labels Phillips Records änderte er die Strategie und hielt Ausschau nach lokalen Talenten. Wenn er eines gefunden hatte, verkaufte er die Aufnahmen an größere Labels wie Chess Records.

Darunter befand sich auch Jackie Brenston, der 1951 unter der Leitung von Ike Tuner eine der ersten Rock-’n‘-Roll-Aufnahmen überhaupt in Sam Phillips Studio aufzeichnete. „Rocket 88“ wurde zum Hit. In den Folgejahren gingen Musiker wie Howlin‘ Wolf, James Cotton oder Rufus Thomas im Memphis Recording Service ein und aus.

Elvis steht auf der Matte

Sam Phillips zerstritt sich mit den Verantwortlichen bei Chess und gründete abermals sein eigenes Label. Sun Records war geboren. 1953 erschien das erste Mal ein gewisser Elvis Presley auf der Schwelle des winzigen Studios an der 706 Union Avenue in Memphis. Ohne dabei auf Phillips persönlich zu treffen, nahm Elvis „My Happiness“ und „That’s When You Heartache Begins“ auf. Er beeindruckte die anwesende Assistentin dermaßen, dass Phillips ihn 1954 erneut in sein Studio bestellte. Nun konnte er sich selbst vom Talent des jungen Elvis überzeugen, den er fortan zu fördern begann.

Zusammen mit Scotty Moore und Bill Black nahm Elvis schließlich „That’s All Right (Mama)“ auf. Die Single machte den späteren „King“ zu einer lokalen Größe, die schnell die Aufmerksamkeit größerer Plattenfirmen auf sich zog. Elvis wechselte zu RCA Victor und wurde zu dem Phänomen der Pop-Kultur, für das er bekannt ist.

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Doch zurück zu Sam Phillips. Nach dem Abschied von Elvis standen vor allem die noch unbekannten Johnny Cash, Roy Orbison und Warren Smith im Fokus von Phillips Förderungen. Gemeinsam schufen sie den typischen Sun-Sound, der schnell zum verkaufsträchtigen Markenzeichen des Labels wurde. Erst nach und nach kamen geübte Studiomusiker zum Einsatz. Die Little Green Men, eine variierende Gruppe Musiker, trugen letztlich doch maßgeblich zu diesem Sound bei.

Könnt ihr mich hören?

Auch technische Aspekte waren dabei nicht wegzudenken. Das sogenannte Slapback-Echo, bei dem ein zweites Tonband das selbe Signal wie das erste mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung erneut aufnimmt, ist heute der Inbegriff des Sounds der 50er. Auch die leichte Übersteuerung des Aufnahmesignals prägte das akustische Erscheinungsbild. Sun war ein Label, das Singles produzierte, keine Alben.

Die 1950er waren die Ära der Jukeboxen, in denen die zahlreichen Singles der verschiedenen Labels miteinander konkurrierten. Der laute, übersteuerte Sound der Sun-Aufnahmen diente somit als Marketing-Werkzeug, um aus der Masse hervorzustechen. Sam Phillips war deshalb nicht nur durch die Entdeckung von Elvis, Cash und Co. ein Wegbereiter in der Musikindustrie. Auch Produktionstechnisch schuf er Maßstäbe und setzte Trends. Er verstarb 2003 in Memphis.

Sam Phillips mit Johnny Cash.

Bill Putnam

So sehr Sam Phillips das Slapback-Echo auch prägte: Zuerst angewendet hat es Bill Putnam auf Little Walters „Juke“. Putnam war Gründer der Universal Recording Cooperation in Chicago. Das unabhängige Tonstudio war eines der wichtigsten in der Geschichte des Blues überhaupt. Bo Diddley, Chuck Berry, Howlin‘ Wolf, sie alle nahmen in Putnams Studio auf.

Bill Putnam war studierte Ingenieur und ein wahrer Meister seines Fachs. Nicht nur seine Geschäftstüchtigkeit zeichnete ihn aus. Auch die Materie der Audioproduktion verstand er bis ins Detail. Er entwickelte die Aufnahmetechnik immer weiter, darunter eines der ersten Mischpulte in einem kommerziell ausgerichteten Studio. 1958 rief er Universal Audio ins Leben, eines der heute führenden Unternehmen im Audio-Bereich weltweit. Mitte der 1940er-Jahre gründete er gemeinsam mit seinem Partner Bernie Clapper sein erstes Studio in einem Vorort von Chicago, um kurz darauf in die Innenstadt umzuziehen und vorrangig Auftragsarbeiten für die lokalen Independent-Labels umzusetzen. Zu diesen Labels gehörten vor allem Chess, Mercury und Vee-Jay.

Das Epizentrum des Blues in Chicago

Für Chess stand neben John Lee Hooker und zahlreichen weitern Musikern auch Muddy Waters vor Putnams Mikrofon. 1954 entstand dort „Hoochie Coochie Man“. Mehr muss man in Bezug zum Chicago Blues wohl nicht mehr sagen. Ab 1957 endete die Zusammenarbeit mit Chess jedoch weitgehend, da das Label sein eigenes Studio erbaute. Putnam verkaufte im gleichen Jahr die Universal Recording Cooperation mit der Hilfe von Nat King Cole und Frank Sinatra. Er erwarb daraufhin mehrere Studio-Komplexe in Los Angeles.

Muddy Waters erreichte den Höhepunkt seiner Karriere mit Aufnahmen in Bill Putnams Studio.

Frank Sinatra arbeitete ausgiebig mit seinem Freund Bill Putnam zusammen. Auch Ray Charles engagierte ihn als Toningenieur, unter anderem für „Modern Sounds In Country And Western Music“. Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass sich die führenden Köpfe ihrer Zeit häufiger über den Weg liefen. Die Beach Boys produzierten „Pet Sounds“ zu einem Großteil in Western Recorders, einem der Komplexe im Besitz Bill Putnams. Gleiches gilt für The Mamas And The Papas mit „California Dreamin’“ oder Scott McKenzies „San Francisco“.

Zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts zählte Bill Putnam zu den einflussreichsten Studiobetreibern, Produzenten und Geschäftsleuten der amerikanischen Musikindustrie. In den 1980er fing er jedoch an, sein Imperium zu verschlanken. Nach und nach verkaufte er einzelne Studios, bevor er 1989 verstarb.

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Quincy Jones

Quincy Jones Karriere umspannt sechs Jahrzehnte, den Rekord von achtzig Grammy-Nominierungen, achtundzwanzig gewonnene Grammys, sieben Oscar-Nominierungen, die Produktion des meistverkauften Albums aller Zeiten, den ersten Posten eines Afro-Amerikaners in der Chef-Etage eines Major-Labels – der Rahmen dieses Artikels wäre schnell gesprengt, würde man hier weitermachen. Zu Beginn der Netflix-Doku über ihn steht Dr. Dre in Jones Hausflur und wirkt auf einmal wie ein kleiner Junge, der seinem größten Helden begegnet. Quincy Jones ist eine lebende Legende.

Jones Geschichte liest sich wie eine weitere Version des perfekten amerikanischen Traums. Von ganz unten arbeitete er sich hoch. Geboren wurde er 1933 in der South Side von Chicago. Insbesondere während der Großen Depression war die Gegend ein hartes Pflaster und ein sozialer Brennpunkt. Hinzu kam die Schizophrenie seiner Mutter, von der sich sein Vater scheiden ließ als Quincy Jones sieben war. Mit seinem Vater und dessen neuer Familie zog Jones über Umwege nach Seattle. Im Alter von vierzehn lernte er dort den damals sechzehnjährigen Ray Charles kennen. Ihre enge Freundschaft hielt bis zu Charles Tod.

Quincy Jones mit seinem Jugend-Freund Ray Charles.

Mit Anfang zwanzig landete Quincy Jones schließlich in New York. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und komponierte Arrangements für jeden, der ihn bezahlte. Es dauerte nicht lange bis aus diesen Leuten Count Basie oder Duke Ellington wurden. Bereits zu Schulzeiten bewies Jones sein enormes Talent als Musiker, nicht zuletzt als Trompeter. Seine Laufbahn nahm endgültig Fahrt auf, als Dizzy Gillespie ihn als Orchesterleiter für eine Tournee in den Nahen Osten und nach Südamerika verpflichtete.

Steil bergauf

Nun ging es Schlag auf Schlag. Auf eine Station in Paris folgte die intensive Zusammenarbeit mit Frank Sinatra. Quincy Jones arrangierte die Version von „Fly Me To The Moon“, die die Besatzung von Apollo 11 bei ihrer Mondlandung hörte – so wie all jene, die das Ereignis am Fernseher verfolgten. Ende der 1970er traf er das erste Mal Michael Jackson und nahm „Off The Wall“, „Thriller“ sowie „Bad“ mit ihm auf. Nach seinen Erfolgen im Jazz, Swing und Blues setzte er sich auch im Pop-Business ein Denkmal.

Wie gesagt, es könnte noch lange so weitergehen. Prägend für Quincy Jones Leben ist abseits seiner Arbeit als Produzent, Komponist und Arrangeur jedoch auch sein soziales Engagement. Erst als er die South Side von Chicago das erste Mal verließ, wurde ihm die Tragweite des Alltagsrassismus in den USA bewusst. In seinem Viertel lebten nach eigener Aussage beinahe ausschließlich Afro-Amerikaner. Nach dieser Erfahrung machte er sich immer wieder gegen Diskriminierung und Armut stark.

Quincy Jones und Michael Jackson.
Rick Rubin
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