Der Zeitungsjunge des Soul

Eli "Paperboy" Reed singt R'n'B und Southern Soul fast wie die Alten.

Durch eine Schneise im Publikum, die sein Manager ihm frei geschoben hat, stürmt Eli „Paperboy“ Reed auf die Bühne des Londoner „100“-Clubs. Im hellgrauen Anzug und mit seinem etwas biederen Kurzhaarschnitt sieht der 26-Jährige aus wie ein netter Versicherungsangestellter. Doch unter Connaisseuren gilt der Sänger aus Brooklyn als große weiße Hoffnung des Soul, in seiner südlich-erdigen Variante, also schmutziger und schwitziger als die Schlager von Motown.

Vor der Bühne nicken ein paar 70jährige Plattensammler im Takt, um sie herum wippen ergraute Mod-Styler, aber auch viele Frauen und blutjunge Buben, die ihre Smartphones einfach nicht aus der Hand legen können. Das Internet und die Netzwerke der Soul-Fans haben dafür gesorgt, dass dieses ungewöhnlich heterogene Publikum hier einen Künstler feiert, den man wegen eines albernen Zeitungsjungen-Hütchens Paperboy nennt.

Doch Eli Reed ist keiner von denen, die durch die Clubs tingeln und alte Songs so lange covern, bis niemand mehr das Zeug hören mag. Die einzige Coverversion auf „Come And Get It“ ist „Young Girl“ von Frank Lynch. „Mir geht es vor allem darum, gute Pop-Songs zu schreiben“, behauptet Reed. Songs im R’n’B- und Southern-Soul-Gewand – die Kritiker und die Soul-Community spitzen die Ohren. Das Besondere an Eli Reeds Liedern ist, dass sie nicht nur Musikologen gefallen werden, sondern auch der Amy Winehouse hörenden Hausfrau von nebenan.

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