Des Wahnsinns Gemozze: Dreht Morrissey allmählich durch?

Er vergleicht Fleischesser mit Pädophilen, fordert Vergasung für Koch Jamie Oliver, soll angeblich Auftrag zur Körperverletzung gegeben haben und steht schon wieder ohne Label da. Morrissey sägt stark an den eigenen Säulen und wankt zwischen lächerlicher Megalomanie und plakativer Tragik.

Vegetarier äußern in Kommentaren ihre Scham und Angst, mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden: Erst kürzlich brachte Steven Patrick Morrissey den Vorschlag ins Gespräch, Star-Koch Jamie Oliver zu „vergasen“, denn dieser habe schließlich „mehr Tiere getötet als McDonalds“. Ein anderer Fan zeigt sich hingegen amüsiert und kommentiert die jüngste Schelte des radikalen Veganers mit „Ich fall vom Stuhl“, ein anderer mit „Man muss ihn einfach lieben“. Doch Morrissey, wenngleich immer schon als Genie und Wahnsinniger gleichermaßen gepriesen, befindet sich derzeitig in einer nicht enden wollenden Spirale des Zorns, in welcher er bockt, tobt, wütet und wettert und in der er möglicherweise Gefahr läuft, als Psychopath ausgestoßen zu werden. 

Sein Verhalten erinnert etwas an das von Kanye ‚Yeezy‘ West, mit dem Unterschied, dass The Moz nun mal nicht im Hip Hop zuhause ist: Er spielt Gott, kritisiert alles und jeden, sagt, wie es zu laufen hat und führt Krieg auf eigenem Boden. Das zweite Label hat sich bereits von ihm verabschiedet, sein Bodyguard bringt ihm eine Klage ein und die eigene Tourbegleitung denunziert ihn, weil sie wegen einer Erkrankung der Tour zwangsverwiesen wurde. Dabei veröffentlichte The Moz mit „World Peace Is None Of Your Business“ ein hörenswertes, von Kritikern und Fans geschätztes Album, auf dem er die Musik bereits bestens als Sprachrohr für seine Sicht auf die Dinge nutzte. Doch warum schimpft er unermüdlich weiter, wie diese alten Männer am Fenster, die glauben, ein jeder Hund schiffe ihnen böswillig vor die Tür, während die eigene Kacke schon längst zu dampfen anfängt?

Auf seinem True To You-Thron griff er nun schon wieder zum Zepter und äußerte seine Empörung darüber, dass er zu keiner Zeit „- worldwide! -“ zu einem TV-Interview geladen wurde, nicht einmal, um live ein paar Songs zu spielen. Scheint Morrissey etwa nicht zu bemerken, dass er mit seinen kritischen und kindischen Äußerungen an der eigenen Ernsthaftigkeit sägt? Längst ist vom aktuellen Album keine Rede mehr, kaum ein Funke des Interesses vorhanden, obwohl The Moz Woche für Woche Schlagzeilen schreibt. Die Reaktionen münden in Schenkelklopfern, Kopfschütteleien und absoluter Genervtheit, doch leider nicht in eventuell gar gewünschten, beabsichtigten seriösen Debatten. Sein Zynismus ist lächerlich geworden, uneffektiv und -konstruktiv. Morrissey transformiert sich selbst zunehmend in eine Witzfigur und scheint eine helfende Hand zu brauchen, die ihm einen Funken Restverstand zurückbringt, oder zumindest etwas Gelassenheit.

Lieber Morrissey, wenn du noch immer vor einer laufenden Kamera ein paar Songs von deinem aktuellen Album spielen möchtest, unsere Türen stehen dir zu jeder Zeit offen. Wir warten auf dich, komm zurück zu uns und mach‘ einfach nur das, was dir immer gelingt: Musik. Die spielt sich eh viel schöner als „Krieg und Frieden“.

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