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Die besten Songs der Jahrzehnte: Die 70er (Teil1)
Wir erstellen in unserer Reihe "Die besten Songs der Jahrzehnte" eine eigene Ruhmeshalle, online natürlich. Diesmal bekommen die umwerfensten Songs der 70er Jahre einen Ehrenplatz in unserer Galerie. Interpreten hinter diesen Tracks sind u.a.: The Stooges, Marvin Gaye, Pink Floyd, John Cale, Genesis, The Rolling Stones, Neil Young und Randy Newman. Hier kann man in die gekeinnzeichneten Songs im rdio-Player reinhören.
Joni Mitchell- "Big Yellow Taxi"
(1970 Reprise)
Als Joni Mitchell im Hawaiiurlaub aus dem Hotelfenster schaute, in der Ferne grüne Hügel sah, unter sich aber einen Parkplatz, tat ihr das in der Seele weh. Und die Seele hatte einen hohen Stellenwert für die Singer-Songwriter Anfang der 70er: Da ließen sie sich gerne hineinschauen. Wenn von der Natur die Rede war - und das kam oft vor -, meinten sie eigentlich, wie früher der junge Werther, ihr Innerstes. Und so wird auch das betonierte Paradies in "Big Yellow Taxi" zur Chiffre für ein Beziehungsdrama. "Late last night/ I heard my screen door slam/ And a big yellow taxi/ Took away my old man" - ob es sich wirklich um ein Taxi handelte oder um einen Streifenwagen der Metro Toronto Police, bleibt ungeklärt.
Der Song läuft im rdio-Player.
Foto:
Knight Archive/Redferns.
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Joni Mitchell- „Big Yellow Taxi“
(1970 Reprise)
Als Joni Mitchell im Hawaiiurlaub aus dem Hotelfenster schaute, in der Ferne grüne Hügel sah, unter sich aber einen Parkplatz, tat ihr das in der Seele weh. Und die Seele hatte einen hohen Stellenwert für die Singer-Songwriter Anfang der 70er: Da ließen sie sich gerne hineinschauen. Wenn von der Natur die Rede war – und das kam oft vor -, meinten sie eigentlich, wie früher der junge Werther, ihr Innerstes. Und so wird auch das betonierte Paradies in „Big Yellow Taxi“ zur Chiffre für ein Beziehungsdrama. „Late last night/ I heard my screen door slam/ And a big yellow taxi/ Took away my old man“ – ob es sich wirklich um ein Taxi handelte oder um einen Streifenwagen der Metro Toronto Police, bleibt ungeklärt.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Knight Archive/Redferns
Neil Young – „After The Gold Rush“
(1970 Reprise)
Man hat lange versucht, den surrealen Text zu dechiffrieren, hat in den drei Strophen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit zu entdecken geglaubt oder aber die Ausbeutung von Mutter Natur, die „nach dem Goldrausch“ unumkehrbar geworden sei. Fakt ist, dass das gleichnamige Album als Soundtrack zu einem end-of-the-world-Film gedacht war, den Youngs Nachbar Dean Stockwell zu drehen gedachte. Der Film kam nie zustande, doch Youngs mystische Ballade galt schon bald als Sternstunde der aufblühenden Singer-Songwriter-Kultur in Los Angeles.
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Copyright: GAB Archive/Redferns
Marvin Gaye- „What’s Going On“
(1971 Tamla Motown)
Nach dem Tod von Partnerin Tammi Terrell wollte Gaye aus dem Musikgeschäft aussteigen und Footballer werden, doch die Begegnung mit zwei Motown-Kollegen (und die Absage der Detroit Lions) ließen ihn den Entschluss überdenken: Renaldo Benson und Al Cleveland hatten einen halbfertigen Song in der Schublade, der das politische Klima zur Zeit des Vietnamkrieges thematisierte. Motown-Chef Gordy hielt die Sozailkritik für unverkäuflich – dann wurde „What’s Going On“ Gayes erfolgreichste Single.
Copyright: Gems/Redferns
Gil Scott-Heron- „The Revolution Will Not Be Televised“
(1971 Flying Dutchman)
Es war die Zeit von „Black Power“. Nicht nur im politischen Alltag, sondern auch in der afro-amerikanischen Musik sollte sich der Tonfall ändern. In „The Revolution Will Not Be Televised“, einem Albumtrack, attackierte Romanautor und Poet Scott-Heron die Apathie der schwarzen Bevölkerung, die Sedierung durch die Massenmedien, aber auch die Selbstgefälligkeit schwarzer Propheten. Als der Song 1971 – neu aufgenommen und mit einem jazzigen Sound-Bett unterlegt – als Single erschien, entwickelte er seine sozialkritisch.
Copyright: Echoes/Redferns
Neu! -„Hallogallo“
(1972 Brain)
Den Unterschied zwischen Geräusch und Musik illustriert dieser Klassiker der sogenannten Krautrock-Ära besonders gut: Schlagzeug-Irrwisch Klaus Dinger massiert mit dem simpelsten aller Beats die Atmosphäre, gibt der Luft ihren Herzschlag, zimmert den Rahmen für Michael Rothers Gitarrenemulsionen. Die Magie von Neu! ist diese unendliche, faszinierende Spannung, die jeden Hörer und Tänzer ganze LP-Seiten lang atemlos bei der Stange hält: Wird die Musik weitergehen?
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Copyright: Brain
The Rolling Stones- „Tumbling Dice“
(1972 Rolling Stones) Records
Ein Würfel bist du, Mensch, der sich dreht und dreht – und so wie du liegenbleibst, so ist nun mal die Lage. Beispiele für rockende Songs gibt es im Übermaß, aber kein anderes Stück rollt so großartig wie „Tumbling Dice“, über dessen französische Entstehung man in allerhand „Exile On Main St.“-Stories fast zu viel lesen konnte. Ganz wichtig: Es darf nie zu schnell gespielt werden. Allein Keith Richards kennt das richtige Tempo.
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Copyright: Richard E. Aaron/Redferns
Randy Newman- „Sail Away“
(1972 Reprise)
,,In America you’ll get food to eat/ Won’t have to run through the jungle/ And scuff up your feet“, verspricht die seltsam müde Stimme,, ,so climb aboard, little wok, and sail away with me.“ Newman übernahm hier die Rolle des schmierigen Schleppers oder Sklavenhändlers, der die Armen auf sein Schiff locken will. „Every man is happy as a man can be“, sülzt der Mann zu elegischem Orchesterklang und schöpft großzügig aus den Klischees über Amerika. „Sail Away“ machte den Songschreiber berüchtigt.
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Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
David Bowie- „Moonage Daydream“
(1972 RCA)
Ursprünglich eine Single von Bowies Bandprojekt Arnold Corns; dann nahm er den Song noch einmal für „Ziggy Stardust“ auf. Nur logisch, denn hier ließ er die Elemente der Geschichte kumulieren. Ziggy will alles: Sex und Rebellion, Göttlichkeit und Authentizität. Er singt, er sei ein Alligator – also kein Walross. Die Satire auf die Allmachtsfantasien eines Rockstars hat einen der besten Bowie-Refrains. Und einen unvergesslichen Instrumentalteil, den man immer dann gerne summt, wenn das Erdenleben allzu fad erscheint.
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Copyright: Gijsbert Hanekroot/Redferns)
Roxy Music- „Re-Make/Re-Model“
(1972 Island)
Ferry gibt einen Typen, der sich nicht traut, die „sweetest queen I’ve ever seen“ anzusprechen. Dann braust sie mit ihrem flotten Wagen davon, die Band kann dem demütigen Sänger im Refrainchor nur noch das Nummernschild mit auf den Weg geben: CPL593H. Der erste Track des ersten Roxy-Albums eröffnet die Pop-Postmoderne: Eno spielt avantgardistisch, Gitarre und Rhythmusgruppe zitieren Elemente der gesamten Rock’n’Roll-Geschichte, am Ende sogar „Day Tripper“. Der Song ist heute noch ein beliebter Titel postmoderner Soziologieseminare.
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Copyright: Jan Persson/Redferns
1972: (L-R) Drummer Phil Collins, guitarist Mike Rutherford, keyboard and guitarist Tony Banks, singer Peter Gabriel, and drummer Steve Hackett of the progressive-rock group „Genesis“pose for a portrait in 1972. (Photo by Michael Ochs Archives/Getty Images)
Copyright: PC
Pink Floyd- „Money“
(1973 Harvest)
Der konkreteste Song auf „Dark Side Of The Moon“ und bis dahin überhaupt in der Post-Syd-Barrett-Ära. Der mechanisch swingende Basslauf ist ein Sieben-Viertel-Takt, nichts für die Charts. Trotzdem landete die Verhohnepiepelung von Geldgeilheit und Karrieredenken eben da – und ebnete Pink Floyd den Weg in die großen Arenen. Der Anfang vom Ende. Doch bei „Money“ waren Pink Floyd noch eine glücklich kooperierende Band, Waters überließ Gilmour sogar die Hauptstimme. Bester Moment: Nach dem Saxofon-Solo von Dick Perry verdoppelt sich das Tempo, Gilmour setzt zum gitarristischen Höhenflug an. It’s a hit!
Copyright: Rob Verhorst/Redferns
The Stooges- „Search And Destroy“
(1973 Columbia)
1973 ist den meisten Amerikanern klar, dass der Krieg in Vietnam nicht gewonnen werden kann. Schon gar nicht nach der Methode „Search and destroy“. Suchen und zerstören – das ist die Antwort der US-Militärs auf die feindliche Guerilla-Strategie. Iggy Pop macht daraus mehr als noch einen weiteren Antikriegssong. Er wirft sich in die Rolle des world’s forgotten boy, the one who searches and destroys. Zum Detroiter Höllen-Fabriklärm der Stooges spielt er den Amokläufer mit einem Herzen voller Napalm. Man kann sich den Slogan auch in den Rücken stechen lassen. Siehe Henry Rollins.
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Copyright: Tom Copi/Michael Ochs Archive/Getty Images
Gram Parsons- „A Song For You“
(1973 Reprise)
Ein innerlich in Flammen stehender Eigenwilliger war Gram Parsons, kein nihilistischer Rebell, auch wenn’s viele romantischer finden. Gewisse Werte galten bei ihm: Für die erste Soloplatte wollte er die Musiker von Elvis (und bekam sie) und Merle Haggard als Produzenten (der ablehnte, weil er den „Hippie“ nicht ernst nahm). Auch Parsons‘ Meistersong erzählt vom Nachdenken über die Ewigkeit, von Jesus als Steuermann, vom Moment, in dem das ständige Kommen und Gehen des Drifters keine reine Freude mehr ist. Alles wahr – bezeugt Emmylou Harris, die nur die wichtigsten Zeilen mitsingt.
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Copyright: AB Archive/Redferns
Steely Dan- „Do It Again“
(1972 ABC)
Ewig muss man Steely Dan verteidigen. Gegen falsche Freunde und Feinde, die sie (beide!) in einen Topf mit Toto und Foreigner schmeißen. Manchmal hilft dabei ideologische Distanz, vielleicht auch Unwissen. Unterstellen wir das mal jenen Italienern, die 1983 unter dem Namen Clubhouse „Do It again“ mit „Billie Jean“ zusammenmixten. Und verstanden, dass Becker und Fagen die weißesten white negros unter der Sonne sind, aber eben doch: negros. Elegante dazu. Was ihnen 1989 noch mal De La Soul bestätigen, als sie aus den Knochen von Steely Dans „Peg“ das zauberhafte „Eye Know“ basteln.
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Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
Stevie Wonder- „Living For The City“
(1973 Tamla Motown)
Da zieht einer vom Mississippi in die Stadt, nur um den Ärger eines unprivilegierten Lebens zu erleben – Wonder legt sich in dieser Sozialreportage für seine Protagonisten mächtig ins Zeug und stellt das Ghetto an den Pranger. Der grimmige Gesang ist ungewohnt und ein Beleg für Wonders Wandlungsfähigkeit, die später auch auf Abwege führte. Hier aber stimmt alles. Wonder knetet die analogen Synthesizer und spielt ein fett groovendes R’n’B-Riff, das im Chorus mit Jazz-Funk-Harmonien konterkariert wird. Im Original siebeneinhalb Minuten lang.
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Copyright: Richard E. Aaron/Redferns
Bob Marley & The Wailers- „I Shot The Sheriff“
(1973 Tuff Gong)
Die Wailers vermengten auf dem Album „Burnin'“ religiöse Erlösungshoffnung mit dem offenen Aufruf zum Widerstand. Fast militant, wie Bob Marley den rude boy gab und aufforderte, aufzustehen und für sein Recht zu kämpfen. Auch der Protagonist von „I Shot The Sheriff“, nur ein unschuldiger Kiffer, wird zur Selbstverteidigung gezwungen, es fließt Blut. Die Originalaufnahme ist ein bisschen lahm, doch die späteren Live-Versionen sind fabelhaft. Auch Claptons – freilich etwas weniger agitatorische – Aufnahme klingt gelungen.
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Copyright: Gijsbert Hanekroot/Redferns
Robert Wyatt- „Sea Song“
(1974 Virgin)
Geschrieben hat Wyatt dieses Wunderwerk im Winter 1972 auf einer der Giudecca-Inseln bei Venedig, während er auf seine Freundin Alfie Benge wartete, die tagsüber bei Dreharbeiten zu Nicolas Roegs „Don’t Look Now“ als Schnittassistentin arbeitete. Der Song ist eine poetische Beschwörung der abwesenden Geliebten, die mit dem Boot zurück auf die Insel kommt: „It’s your skin shining softly in the moonlight/ Partly fish, parly porpoise, partly baby sperm whale“. Am Vorabend der Aufnahme fiel Wyatt betrunken aus dem vierten Stock eines Gebäudes in London, er überlebte querschnittsgelähmt. Erst ein Dreivierteljahr später konnte er diese schwerelose, ozeanische Fassung des „Sea Song“ vollenden.Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Jan Persson/Redferns
Sparks- „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“
(1974 Island)
Nur konsequent: 1973 zogen die Brüder Mael von L.A. nach England, weil ihr hyperaktiver Glam-Pop dort so glänzend ankam. Sparks rekrutierten britische Musiker und erreichten im regnerischen London ihren kreativen Gipfel. „This Town“ bietet ein Dutzend Hooks pro Minute, stampft nach der Methode, die später viele Stoner-Rocker anwenden sollten, und präsentiert einen formidablen Text über die Problematik konstanter Geilheit. Nur knapp über drei Minuten dauert das turbulente Stück. Dann legt man es meistens gleich noch einmal auf.
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Copyright: Brian Cooke/Redferns
Richard & Linda Thompson- „I Want To See The Bright Lights Tonight“
(1974 Island)
Schon als Gitarrist von Fairport Convention hatte Thompson die unheimlichsten Lieder des britischen Folk-Rock geschrieben. Aber nichts konnte einen vorbereiten auf das dunkle, Dickens’sche Sittengemälde „I Want To See The Bright Lights Tonight“. Ehefrau Linda schlüpft auf diesem Album in die Rollen hart arbeitender, desillusionierter Mädchen. Und selbst wenn die Bläser im Titelsong jubilieren, wird der ersehnte Trip zu den bunten Lichtern zum Alptraum. „A couple of drunken nights rolling on the floor/ Is just the kind of mess I’m looking for“.
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Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
Terry Jacks- „Seasons In The Sun“
(1973 Bell)
Das traurigste Lied des Jahres, eine englische Version von Jacques Brels „Le Moribond“ von 1961. Terry Jacks schlug das Stück den Beach Boys vor, sie verschmähten es. Also nahm der Kanadier es selbst auf, mit Link Wray an der Gitarre – und sang die Zeilen über einen Todgeweihten so wehmütig, dass der Song trotz des Themas weltweit zum Hit wurde. Später coverten ihn diverse Bands, von The Mamas & The Papas und Westlife bis zu Nirvana. Mit jeweils unterschiedlichem Pathos.
Der Song läuft im rdio-Player.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
John Cale- „Fear Is A Man’s Best Friend“
(1974 Island)
Einer der raubauzigen Songs, die John Cales brutale Periode prägten. Der walisische Musiker, nie ein Kind von Traurigkeit, konsumierte damals Drogen bis an die Grenze der Lebensgefahr – der Text ist offenkundig inspiriert von dieser Alles-oder-nichts-Verfassung: „Life and death are just things you do when you’re bored/ Say fear’s a man’s best friend/ You add it up it brings you down/ We’re already dead, just not yet in the ground.“ Dazu haut er mit der Pranke in die Klaviertasten. Bei späteren Konzertaufnahmen spielte er das Fatalismus-Lied wie ein vorgeblich unbekümmertes Pfeifen im Walde.
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Copyright: Keith Morris/Redferns
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