Die CD im Heft: „New Noises – Heimliche Hits“

„Alte und neue Schrate“ könnte unsere aktuelle Heft-CD heißen. Howe Gelb und Sebadoh etwa klingen so beseelt wie vertraut. Dagegen buchstabieren Cass McCombs und Jonathan Wilson Americana nach modernen Regeln. Nur die Chanteuse Anna Calvi überstrahlt sie am Ende alle

1. Sebadoh

„I Will“

Dass Lou Barlow nach 14 Jahren seine alte Band noch einmal reaktivieren würde, um ein so fantastisches Album wie „Defend Yourself“ zu machen, hatten wohl nur noch die allerhoffnungslosesten Slacker erwartet. „I Will“ ist schwindelerregend melodiöser Noise-Rock.

2. Basia Bulat

„Promise Not To Think About Love“

Äußerst melodisch lässt es auch die kanadische Songwriterin und Harfenistin Basia Bulat angehen. Ihre lieblichen Popsongs – wie etwa der hier vertretene – schwanken zwischen mädchenhaftem Trotz und ungekünstelter Sensibilität.

3. Cass Mccombs

„Big Wheel“

Auch wenn er das Americana-Rad nicht neu erfunden hat, weiß der US-Songwriter, wie man Roots-Music neu definiert. Das Titelstück seines aktuellen Doppelalbums bulldozert über Blues- und Country-Felder, als würden Little Feat und die Grateful Dead gegeneinander antreten.

4. Terry Lee Hale

„Three Days“

An denselben Schnittstellen, allerdings doch wesentlich traditionsbewusster, arbeitet Terry Lee Hale. Der gebürtige Texaner veröffentlicht seit mehr als 20 Jahren erdige Singer/Songwriter-Alben, die oft ins Brüchige driften – wie das düstere „Three Days“ mit aufgekratztem Gesang eindrucksvoll beweist.

5. Israel Nash Gripka

„Through The Door“

Als veritabler Neil-Young-Nachfolger entpuppt sich Gripka auf seinem vierten Album „Israel Nash’s Rain Plans“. „Through The Door“ wandelt zu akustischen Gitarren und Pedal Steel jedoch eher auf den Spuren von Crosby, Stills, Nash und den elegischen Songs von Gene Clark.

6. Jonathan Wilson

„Her Hair Is Growing Long“

Im Rückblick lässt sich natürlich  leicht sagen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Jonathan Wilson sein ganzes Genie auf eine Platte projizieren würde. „Her Hair Is Growing Long“ ist das beste Beispiel für die hippiesken Harmonien und die bombastische Instrumentierung, mit denen er seine magischen Song-Epen inszeniert.

7. Theodore, Paul & Gabriel

„Chasing The Sea“

Drei Pariserinnen, die auf sehr charmante Weise versuchen, möglichst amerikanisch zu klingen. „Chasing The Sea“ verströmt dagegen ein Sehnsuchtsmoment, das dann doch wieder schönsten französischen Pop-Ennui evoziert.

8. Howe Gelb

„Vortexas“

„Welcome to the desert“, raunt Gelb zu Beginn dieses überaus humorigen Stücks, in das später auch noch Will Oldham einfällt. Zusammen singen die beiden Käuze so wundervoll neben der Spur, dass man sich wünscht, sie mögen nie ankommen auf ihrem lost highway.

9. Midlake

„This Weight“

Weniger songorientiert, mehr auf majestätische Soundscapes bedacht sind Midlake auf ihrem aktuellen Album „Antiphon“. „The Weight“ ist repetitiver Folk mit Kraut-Anleihen.

10. Anna Calvi

„Eliza“

PJ Harvey meets Opernpathos. Die britische Gitarristin und Sängerin betört nicht nur durch ihr extra-vagantes Äußeres, sondern enthebt manch überstrapazierte Rock-Phrase dem Klischee, indem sie Wuchtiges mit Verletzlichkeit bricht.

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