Die Luxurierenden

Nach dürftigen Jahren haben sich Thomas Anders und Uwe Fahrenkrog zusammengetan – zwei Pop-Profis, die immer wissen, was zu tun ist.

Auf den ersten Blick fragt man sich, was Thomas Anders und Uwe Fahrenkrog-Petersen wohl verbinden könnte, so unterschiedlich wirken der aufgekratzte Nena-Songschreiber, Typ Joe Jackson mit Zappelsyndrom, und der Modern-Talking-Sänger, Typ Ölprinz, der sich auf seiner Website „The Gentleman Of Music“ nennen lässt. Aber dann sitzen sie beisammen, um über ihr Album „Two“ zu sprechen – und gleich werden Erinnerungen aus den 80er-Jahren ausgetauscht: Mehr als 50 „Bravo“-Titel hatte Nena, erzählt Fahrenkrog, und Anders kontert, Modern Talking seien über ein Jahr lang in jeder Ausgabe vertreten gewesen.

Beide strotzen vor Stolz, sie haben Millionen Platten verkauft – und doch haftet ihnen ein wenig Tragik an, denn Anders bleibt immer der Sonnengebräunte mit der Nora-Kette, Fahrenkrog der blonde Wuschel mit dem Umhänge-Keyboard. Respekt? Eher nicht. Vielleicht verbindet sie der Drang, es noch einmal allen zu zeigen. Das würden sie natürlich nie so sagen. Anders gibt zu, dass er lieber Zurückhaltung übt: „Ich lasse gern die erste Reihe frei, weil man dort auch die Torte ins Gesicht bekommt.“ Nach der ersten Modern-Talking-Runde zog er nach Los Angeles, „weil ich einfach keine Lust mehr hatte, jeden Tag einen anderen Müll über mich in der Zeitung zu lesen“. Seit dem Comeback Ende der 90er-Jahre war dann aber „alles ziemlich easy. Modern Talking war plötzlich Kult. Ich fühle mich sauwohl hier in Deutschland“. Er lächelt fein.

Wenn Fahrenkrog an die Vergangenheit denkt, dauert es etwas länger: „Bei mir war es schon immer so, seit Mitte der 80er-Jahre: Mir wird ein bisschen langweilig dabei, im gleichen Saft zu schmoren, und noch ein Hit und noch ein Hit. Ich habe immer nach neuen Herausforderungen gesucht. Hab mit 24 Jahren schon Filmmusik in Los Angeles gemacht, in Minneapolis für das Prince-Management Funk produziert, dann hatte ich meine eigene Heavy-Metal-Band in New York. Ich komme ja eigentlich vom Rock. Das Album meiner Band Voodoo X wurde vom britischen, Metal Hammer‘ zur besten Rockplatte des Jahrzehnts gewählt! Als das zu Ende war, war ich kurz für mein Rock-Musical in Deutschland, dann bin ich nach Tokio gegangen … Jetzt habe ich diese neue große Challenge in Deutschland.“

Das Heidi-Klum-Wort „Challenge“ erinnert an Fahrenkrogs Auftritt als „Popstars“-Juror. Vom Fernsehen habe er keine Ahnung gehabt und sei anfangs auch „völlig überfordert“ gewesen, sagt er lachend. Beide haben auch beim „Perfekten Promi-Dinner“ mitgemacht – keine schlechte Sendung, findet Anders: „Welche Formate hat man denn als Künstler? Es gibt Schlimmeres, wobei das natürlich von der Zusammenstellung der Gäste abhängt … Ich koche gern, und ich musste mich ja nicht nackt ausziehen und Samba auf der heißen Herdplatte tanzen.“

Auch bei „Two“ bleibt er angezogen. Obwohl vor allem süffige 80er-Jahre-Pastiches zu hören sind, insistiert Anders: „Wir wissen, dass unsere Popmusik vom Feinsten ist.“ Fahrenkrog prophezeit: „Wir starten neu durch, und wenn dieses Album noch nicht Nummer eins wird, dann bestimmt das nächste.“ Im Herbst gehen sie auf Tour und wollen auch Songs von Nena und Modern Talking bringen. Der „Gentleman Of Music“ lächelt wieder: „Wenn man Profi ist, dann weiß man, was man zu tun hat.“

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